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Verheerungen

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Schon Solon, Plato, Plinius und Seneca legten für ihre Zeit beredtes Zeugnis über die Verheerungen der antiken Umwelt ab. Trotz der zum Teil naturreligiösen Vorstellungen im Hellenismus und der Römerzeit betrachteten auch damalige Menschen die Natur gewissermaßen als Selbstbedienungsladen. Daß ersieh und die Umwelt nicht gänzlich abschaffen konnte, lag an den noch beschränkten technischen Mitteln. Die Vernichtung der Schöpfung hat also keineswegs erst mit dem Indu-

strialismus begonnen, sondern bereits Tausende Jahre zuvor - auch wenn damit nun ein weiteres Klischee des Bildungsbürgertums über das Altertum als einer „harmonischen Lebenswelt" zerstört wird.

Ob weite Flächen des Küstenwaldes abgeholzt wurden, um Brennholz zu gewinnen oder den Flottenbau voranzutreiben, oder ob mittels ausbeuterischer Bergbautechniken die Bodenerosion evoziert wurde, die Menschen bleiben einander stets gleich, über die Zeiten hinweg. Smog, Schmutz und Lärm gab es bereits im alten Rom in Hülle und Fülle, und auch die Bleikontamination hat der römischen Bevölkerung sehr zugesetzt.

Mit seiner jüngsten Studie „Smog über Attika" ist dem Bochumer Philologen und Geschichtswissenschaftler Karl-Wilhelm Weeber ein stringenter Beweis dafür gelungen, daß menschliche Unvernunft eine wesentliche Konstante in der Geschichte darstellt. Obendrein ist Weebers Buch wirklich flüssig und informativ verfaßt, so daß es gerade auch den historisch interessierten Laien fesseln, aber auch nachdenklich stimmen wird können.

SMOG ÜBER ATTIKA. Von Karl-Wilhelm Weeber. Artemis Verlag, Zürich/München 1990. 223 Seiten, öS 310,40.

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