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Verhüllen, um hervorzuheben

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Im KunstHausWien sind bis zum 26. Juli anhand von Originalzeichnungen, Collagen, Photos und Modellen CHRISTOs „Verhüllter Reichstag, Projekt für Berlin” und neun ausgewählte, bereits realisierte „Urbane Objekte” zu sehen, deren erstes der „Eiserne Vorhang aus Ölfässern” war, womit 1962 die Pariser Rue Viskonti als Symbol für den (Ost-)Berliner Mauerbau blockiert wurde.

Christo (alias Hristo Jawaschew) und seine Frau Jeanne-Claude - Präsidentin der gleichnamigen New Yorker Firma, die Christos Kunst-Projekte managet und vermarktet, schätzen die Freiheit der Kunst sehr hoch und lehnen Sponsoren ab. Er betreibt seine Vorhaben zur Gänze auf eigene Rechnung.

Trotzdem stößt er bei seinem nach eigener Einschätzung langwierigsten Projekt - die auf zwei Wochen befristete Verhüllung des Berliner Reichstagsgebäudes mit einem schweren silbergrauen Stoff - vor allem auf konservativer bundesdeutscher Seite, die eine „Entweihung” wittert, auf zähen Widerstand.

Dabei bedeutet Christos Philosophie genau das Gegenteil. Er sieht im Verhüllen - abgesehen von der Faszination durch Drapierungen und Faltenwürfe von Stoffen - getreu der jüdisch-christlichen Tradition eine geradezu spirituelle Handlung, die eine glückerfüllte Botschaft vermittelt. Das Reichstag-Projekt scheint ihm gerade jetzt sinnvoll, weil Berlin wieder Hauptstadt und das Gebäude erneut zum Parlamentssitz erkoren ist.

In Wien mußte Christo 1975 mit seiner Absicht, den Flak-Turm im Esterhazypark zu verpacken, eine Niederlage einstecken.

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