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Verlorenes Europa

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Von Jorge Semprun erschienen während des vergangenen Jahrzehntes, aus dem Französischen übersetzt, immer wieder bemerkenswerte Bücher in deutscher Sprache. Meist waren das Romane, so auch der zuletzt publizierte, erst vor einem Jahr in Paris herausgekommene „Weiße Berg“.

Schon allein die Liste der wichtigsten Personen läßt die Vergan- genheitsbezogenheit und die dadurch begründete Melancholie, die den Text durchzieht, ahnen; der Filmregisseur ist Exiltscheche, ein Maler ist Balte, dessen Frau Italienerin, der Schriftsteller Kosmopolit, ebenso dessen Geliebte, und der „Weiße Berg“ liegt in Prag, im Herzen - ach wie lang ist’s her - Mitteleuropas.

Nun, obenerwähnte Protagonisten treffen einander, Freunde, die einander selten sehen, und führen lange Gespräche, sie sind wehmütig und bedenken, wie es einmal war im Europa ihrer Jugend - Intellektuelle, die alles sehen, bloß nicht ihr eigenes, erbärmlich ichbezogenes Dasein. Sollte sich Europa tatsächlich im Niedergang befinden, erfährt man manche vermeintliche Ursa- ' chen am Ende des Buches.

DER WEISSE BERG. Von Jorge Semprun. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 1987. 268 Seiten, geb., öS 296,50.

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