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Verona-Atmosphäre

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Mit einer Eröffnungsgala ohne Ende startete die Arena von Verona in ihre 70. Saison. Das Opernspektakel, zu dem alljährlich Zehntausende Opernfreunde aus Österreich pilgern, mit Verdis „Don Carlo" ereilte ein ungnädiges Schicksal: Der österreichische Dirigent Gustav Kuhn und Arena-ExIntendant Renzo Giacchieri als Regisseur sorgten für einen Fünfstundenabend mit geöffneten Strichen, extrem breiten Tempi, wenig Gespür für die Atmosphäre der Arena und miserablem Geschmack.

Star-Absagen hatten schon zu Beginn für Unmut des Publikums gesorgt: Luis Lima und Renato Bruson hatten sich aus der Produktion zurückgezogen. Und die brillante Apri-le Millo (Elisabetta) und Arena-Debütant Kurt Rydl (Inquisitor) konnten neben Alberto Cupido (Don Carlo), Roberto Scandiuzzo (Philipp), Gian-carlo Pasquato (Posa) und Giovanna Casolla (Eboli) die Eröffnungsvorstellung nicht retten.

Am peinlichsten waren freilich die Bühnenbilder Dante Ferrettis, der in die Kitsch- und Kuriositätehkiste griff und Folterapparate, giftgrüne Bux-baumhecken und ein scheußliches Fantasy-Schloß auf die Bühne brachte.

Mehr Glück hingegen hatten die Opernplaner mit Puccinis „La Boheme", der zweiten Arena-Premiere. Regie-Altmeister Giuliano Montaldoz zauberte mit Bühnenbildner Luciano Ricceri ein winterliches Paris mit viel Kunstschnee auf die Steintreppen. Ein drehbarer Würfel ermöglicht schnelle Umbauten und das Cafe Momus wurde zum bejubelten funkelnden Kristallpalast voll Offenbachscher Heiterkeit.

Der effektkundige junge Taktstockartist Tiziano Severini zieht die Produktion mit Tempo durch, sorgt für frisches, knisterndes Musizieren und gibt dem Sängerensemble Sicherheit. Vincenzo La Scala (Rodolfo) und Lucia Mazzaria (Mimi) sind ein solides Paar, Sandra Pacettis Musetta von schriller Billigkeit.

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