Als Ernest Chaussons Oper „Le Roi Arthus” 1903 uraufgeführt wurde, dachten viele, daß das Werk der Erneuerung der Oper in Frankreich einen Weg weisen konnte: „Roi Arthus” ist nie wieder aufgeführt worden. Die Bregenzer Festspiele wagten sich nun mit Marcello Viotto am Pult, Regisseur Günter Krämer und dem Ruh nenbildner Herbert Kapplmüller an das spätromantisch-präraffaelitische Ritterspektakel um König Arthur, Gi-nievre und Ritter Lancelot. Und haben damit beachtlichen Erfolg.Für den Regisseur ist die Gefahr groß, Chaussons lyrisches Drama um Arthus' sagenumwobene
Im Oktober 1916 kam „ Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss in der endgültigen Fassung an der Wiener Staatsoper zur Uraufführung: 1996 wurde die „Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel" in Filippo San-justs effektvoller Inszenierung erneut zum triumphalen Sieg der Weiblichkeit. Die Herren der Schöpfung (mitsamt dem Bacchus, Wolfgang Schmidt, und Horst Stein am Pult des Staatsopernorchesters) traten dabei in den Hintergrund.Noch einmal sang Edita Grubero-va mit faszinierender Koloraturentechnik eine kokette Zerbinetta. Das Wunder Edita fasziniert! Neben ihr überzeugte Ann
Einst war Gaetano Donizettis Opera buffa „Don Pasquale" ein Glanzstück des Repertoires der Wiener Staatsoper. Abgeschoben in die Volksoper, in deutscher Fassung und als nostalgischkitschiges Spielchen um echte und falsche Liebe, tut man dem Werk wenig Gutes.Es bemühen sich alle: Franz Haw-latas griesgrämiger Don Pasquale, II-diko Raimondis bemüht-fröhliche Norina, Sebastian Reinthallers verliebter Ernesto oder Marian Pops gewitzter Malatesta: Aber das Spiel der feinen Komödie findet ebenso wenig statt wie das tolldreiste Spiel nach Ita-lo-Buffa-Manier.Robert Herzls Inszenierung in
Alt, aber nicht gut: Die Wiederaufnahme von Richard Wagners „Tannhäuser" in der Wiener Staatsoper ließ den Weihnachtsfrieden am Dreikönigstag vergessen. So mancher Opernfan machte seinem Unmut in Buhgeschrei Luft.Die Enttäuschung begann mit Horst Stein am Pult des Staatsopern-Orchesters: Laut und knallig dirigierte er den „Sängerkrieg auf der Wartburg". Und dazu noch recht breit und langweilig.Den Debütanten Wolfgang Schmidt (ein unkultiviert kraftmeierischer Tannhäuser) und Margareta Hintermeier (eine solide, aber nicht aufregende Venus) stand ein einst bewährtes, nun
Zu Lebzeiten Jacques Offenbachs lag Wien wegen seiner Musik im Fieber, die Opera-bouffe galt als die Unterhaltung schlechthin. Die Wiener Kammeroper versucht sich nun am Frühwerk „Die Banditen". Dazu holte sie den Schweizer Pantomimen und Clown Dimitri. Er inszenierte in seinen grellbunten Bühnenbildern ein recht wenig komisches Bäubertrei-ben. Falsacappas Entführung der Prinzessin von Granada, die Erpressung des Pleite-Herzogs und die Liebe der Tochter zum Bürschchen Fra-goletto ziehen langatmig vorüber.Dirigent Christo Christov versucht Dimitris Zirkus-Poesie musikalisches Feuer
Die Opernflaute bei den Salzburger Festspielen ist prolongiert: Mit Spannung wurde die Premiere von Alban Bergs „Lulu” im kleinen Festspielhaus erwartet. Festspielreif war die Aufführung der von Friedrich Cerha hergestellten dreiakti-gen Fassung von 1979 aber kaum. Regisseur Peter Mussbach inszenierte die Lebensgeschichte des männermordenden Wesens zwischen Kitsch und Kommerz: Kein Hauch von Erotik und Laszivität, Verruchtheit und Berechnung darf sich in seinem nachgebauten Lichtspieltheater breitmachen. Eingespielte Filmfragmente zeigen eine unsinnliche Puppe in Großaufnahme.Christine
Trotz des Stardirigenten Zubin Mehta am Pult des glänzend disponierten Staatsopernorchesters gelang die Wiederaufnahme von „Tristan und Isolde” nur teilweise: Wagners dramatischer Bogen wirkte über weite Strecken unausgewogen. Besonders der Blick in die Seelen der beiden Liebenden war kühl distanziert. Mehtas große Gesten schufen einen Widerspruch zu Wagners durchdachter Gefühlswelt aus Musik und Sprache. Selbst Isoldes Liebestod erfuhr da keine Steigerung. Bewährt, aber kaum sensationell das Sängerensemble: Heikki Siukola blieb ein blasser, angestrengter Tristan ohne rechtes
Mit Ermanno Wolf-Ferraris „Die vier Grobiane” beschert die Wiener Kammeroper einen nur wenig beeindruckenden Nachklang zum Fasching. Ungehobelte Haustyrannen und schlaue Frauenzimmer bevölkern Wolf-Ferraris einst vielgespieltes musikalisches Lustspiel nach Goldoni (Uraufführung 1906). Die antiquiert wirkende Inszenierung von Boris Pokrowskij, dem Leiter der. Moskauer Kammeroper, hätte die Opera buffa ebenso wenig gestört wie die mit Tand vollgestopfte Ausstattung von Viktor und Rafail Vol-skij.Aber der musikalische Spaß kommt zu kurz: Schuld daran ist Dirigent Wen-Pin Chien. Er zeigt
Frauen am Dirigentenpult sind rar - trotz der Beteuerungen aller Orchester, sie voll zu akzeptieren.Eine der wenigen, die sich durchgesetzt haben, ist die junge Britin Sian Edwards, Musikchefin der English National Opera, die seit zwei Jahren immer wieder ans Pult des ORF-Symphonieorchesters tritt.Diesmal präsentierte sie sich im Wiener Konzerthaus mit einem unstimmigen Programm: ,In Kurt Weills „Silbersee”-Ouvertüre und Richard Wagners „Siegfried-Idyll” zeigte sie kaum Gespür für romantische Träume; in Alban Bergs Violinkonzert („Dem Andenken eines Engels”) vermochte sie
Gaetano Donizetti war mit seiner 1830 entstandenen Oper „Anna Bolena“ der internationale Durchbruch als Komponist gelungen. Jetzt durfte man dank eines CD-Mitschnitts in Wien den Weg der Gattin Heinrichs VIII, und ihrer Getreuen zum Schafott miterleben. Der Stern der großartigen Edita Gruberova in der Titelrolle glänzte im Reich des Mittelmaßes dank ihrer Koloraturenkunstfertigkeit. Mitunter neigt die Stimme bereits zur Schärfe.Fadesse herrschte rundum: War doch Delores Zieglers überforderte, undramatische Jane Seymour als Rivalin ebenso wenig ein Widerpart für die Gruberova wie
Buffo-Spaß nach bester Art ist bis Ende Dezember in der Wiener Kammeroper angesagt: Zweimal „La servą padrona“, einmal von Giovanni Battista Pergolesi und ein andermal von Giovanni Paisiello, unterhält zwei Stunden lang mit charmantem Witz. Regisseur Philippe Arlaud kommt dabei ganz ohne Platitüden und Klamauk aus.Räkelt sich die freche „Magd als Herrin“ bei Pergolesi (ganz im Stil des 18. Jahrhunderts) mit dem Staubwedel auf der Wäschetruhe, so schlüpfen die Dienerin und ihr Herr in der klassikgefärbten Fassung bei Paisiello erst während einer Opern- probe in die ihnen
Philip Glass war wieder in Wien und beglückte im Konzerthaus das Publikum mit seiner neuesten Schöpfung: Zu Jean Cocteaus „La Belle et la Bete“ kreierte der New Yorker Komponist eine platte Live- Musik-Performance. Mit mittelmäßigen Sängern und viel Keybord- Sound. Schon Cocteaus „Orphėe“ hatte Glass als Libretto seiner gleichnamigen Kammeroper verwendet. Bei „La Belle et la Bete“ wird der Originalton des Films ausgeblendet und durch vertonte Dialoge und Szenenmusik ersetzt.Glass ist seiner monotonen Rhythmik treu geblieben, gibt sich aber nicht mehr ganz so minimalistisch
Die Wiener Kammeroper bescherte in einer Koproduktion mit Staatsund Volksoper eine österreichische Erstaufführung: Morris Moshe Cotels zweiaktige Oper „Dreyfus“ verknüpft das Schicksal zweier Figuren der Weltgeschichte, Alfred Dreyfus und Theodor Herzl, zum Opemsujet. Morris Moshe Cotel und seinem Librettisten Mordecai Newman rütteln mit dem 1985 in New York uraufge-führten Werk aber kaum wirklich auf. Mit viel Emst und detailreich, aber undramatisch und bieder versuchen die beiden Amerikaner, den Figuren in „Dreyfus“ eine Botschaft zu geben. Die aber berührt nur wenig. Angela
Pinchas Steinberg, ORF-Symphonieorchester und ÖRF-Chor und ein bemühtes Sängerensemble mit Luba Orgonasowa an der Spitze führten in der Salzburger Felsenreitschule Igor Strawinskys „Le Rossignol“ auf. 1908 nach Andersens Märchen begonnen, zählt die Miniature von der Nachtigall, die vom Kaiser verbannt wird und ihn dennoch vom Tode errettet, zu den raffiniertesten Stücken Strawinskys. Leider glättete Steinberg seine Wiedergabe zu sehr; und Luba Orgonasowa verwandelte die verhalten-lyrische Figur mit artistischem Können zur Bravourpartie. Nicht unbedingt die ideale Ergänzung war
Die „wiener taschenoper" holt zwei in Vergessenheit geratene Einakter aus der Versenkung: Doch Boris Blachers „Flut" und Heinrich Suter-meisters „Schwarze Spinne" bleiben trotz aller Bemühim-gen des jungen Teams historische Relikte. Die Aufführan-gen im Künstlerhaus-Theater beweisen das. Der junge Dirigent Peter Bergamin versucht, den Kurzopern Leben einzuhauchen, die Jungregisseure Ferdinand von Bothmer und Stephan Grögler setzen auf die menschhchen Tragödien. Aber die auch musikalisch allzu betulich erzählte Geschichte vom Bankiermord in Blachers „Flut" reizt heute ebenso wenig
Nach Riccardo Mutis Lieblingssängerin, Tiziana Fabrici-ni, debütierte nun die Russin Nina Rautio als Manon in Puc-cinis „Manon Lescaut" an der Staatsoper. Doch ganz glücklich machte die Aufführung nicht. Donald Runcicles dirigiert Puccinis dramatisch aufgeputschte, schwelgerische Musik kleinteilig, ohne große Bögen und kühne Steigerungen. Im Orchestergraben ver-lindert er schwelende Leidenschaften.Um diese mußten sich die Sänger bemuhen. Nina Rautio besitzt eine schone, frisch leuchtende Stimme. Mühelos setzt sie mit strahlender Höhe Glanzlichter. PersönHchkeit, Bühnenpräsenz
„Starke“ Wochen mit sechzehn Konzerten, Ur- und Erstaufführungen beim Festival Hörgänge im Wiener Konzerthaus: Höhepunkte bescherten dabei das gefeierte Frankfurter Ensemble modern unter Michael Gielen und die Junge Deutsche Philharmonie unter Peter Eötvös, die Schlüsselwerke der Moderne von Bela Bartök, Edgard Varese, Anton Webern imd Friedrich Cerha spielten.Der jungen Szene waren Abende des Koehne-Quartetts (Paul Dresher, USA; Herbert Lauermann, Osterreich) und vor allem des Ensembles „die reihe“ unter Peter Rundel gewidmet: Anregend wirkte der Versuch, klassische Moderne
Jose Carreras und Agnes Balisa bleiben das Opem-Traum-paar der Wiener: Sie emten Ovationen - auch wenn ein Abend wie diese Wiederaufnahme von Camille Saint-Saens „Samson et Dalila" keineswegs sensationell ist.An Götz Friedrichs statische Inszeniemng und Gianni Qua-rantas monströses Bunkerbühnenbild kann man sich nicht gewöhnen; und Jacques De-acotes Dirigat blieb beiläufig unsinnhch und sorgte kaum für Spannung.Doch auch Carreras ist nicht der vnlde Held: Entmannung und Blendung können ihn nicht in Rage versetzen; wenn er Kraft zeigt, dann nur in der baritonai gefärbten Stimme. Agnes
Arthur Honeggers symphonischer Psalm „König David” ist für den Konzertalltag ein großer Brocken. Umso mehr, als das aufwendige Werk nur schwer mit anderen Stücken zu kombinieren ist. Als „Einleitung” wählten Leopold Hager und die Wiener Symphoniker im Musikverein Debus-sys „Trois Nocturnes” und Saint-Saens' Cellokonzert Solist: Matt Haimovitz.Honeggers 1923 uraufgeführte deutsche Fassung des „König David” („Le Roi David”) ist ein gewaltiges Klanggemälde. Hager dirigiert die Geschichte vom alttestamentarischen Helden leider mit betulicher Eleganz. Solisten (Edith
Vor sechs Jahren wurde Mar-cia Haydees Ballettschöpfung „Enas" in Tokio uraufgeführt. Die Wiener Staatsoper präsentiert nun die Psycho-Studie mit jenen Startänzem, die das Stück kreierten: mit der fulminanten Birgit Keil und dem sensiblen Richard Cragun. Rundum herrscht allerdings erschreckender Wiener Ballett-Alltag.Haydees Ballettkreation lebt durch Birgit Keil und Richard Cragun. Sie beeindruk-ken in diesem Versuch des „Einsseins" - so die Übersetzung von „Enas" - durch ihre Persönlichkeiten. Zu griechischer Folkloremusik begeben sich zwei große Künstler auf
Sie erinnern ein wenig an Nippfigu-ren aus der Biedermeiervitrine: Diese .Gestalten des „Sommernachtstraum"-Balletts, das Hamburgs Ballettchef John Neumeier für die Wiener Staatsoper neu aufbereitet hat und das nun von der neuen Ballettchefin Anne Woolliams für die Wiederaufnahme renoviert wurde. Das Tanztheater als schicke Glitzershow.Die kokett herausgeputzten Damen und Herren sorgen für noble Tanzunterhaltung: Brigitte Stadlers Hippoly-ta/Titania, Christine Gauguschs kurzsichtige Helena, Christian Rovnys brillanter Demetrius und Roswitha Overs Hermia sind ein reizvolles Ensemble,
Gleich zur Saisoneröffnung wurde in der Wiener Staatsoper Verdis „Aida” durch zwei Absagen beeinträchtigt: Die Damen Zajick und Millo zogen es wohl vor, in Amerika zu bleiben. Fabio Luisi, der schon die „Butterfly”-Serie nach Marcello Viottis Erkrankung rettete, dirigiert Verdis opulentes Opemwerk. Spannungsarm, dröhnend und bombastisch inszenierte er die Musik. Was mitunter Koordinationsschwierigkeiten im Orchestergraben und auf der Bühne zur Folge hatte.Als äthiopische Sklavin Aida wurde Andrea Gruber eingeflogen. Trotz gewaltiger Stimme konnte sie aber kaum überzeugen. Und
Odysseus, ein Held auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: Luigi Dallapiccolas „Ulisse”, halbder Welt Dantes, halb dem deutschen Faust verwandt, ist ein Grübler, Zweifler, ein Weltenwanderer, der ein Gutteil seines Lebens im Kampf gegen schicksalhafte Verstrickungen und eine aufsässige Götterwelt verbringt, der aber auch gegen die Monstren in seiner Seele anzukämpfen hat: Dallapiccolas Oper „Ulisse” wurde nun von den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule konzertant aufgeführt. Dirigent Hans Zender verstärkte noch den Eindruck vom unnahbaren Helden, der vor allem das
Ein Salzburger Festspielereignis, das für alle, für Prominenz, Künstler und vor allem für junge Komponisten, ein Muß war: Luigi Nonos „Prometeo” wurde von Ingo Metzmacher, dem Frankfurter Ensemble modern, dem Solistenchor Freiburg sowie Ingrid Ake-Jasemann, Monika Bair-Ivenz und Susanne Otto, die schon die Uraufführung 1984 bei der Musikbiennale in Venedig gesungen hatten, in der Salzburger Kollegienkirche erstaufgeführt.Die Riesenkuppel hatte man zwar mit einem Himmel aus Plastiksegeln verhängt, dennoch beeinträchtigte die Akustik Nonos „Tragödie des Hörens” empfindlich:
Erst bei der zweiten Aufführung gab es wetterbedingt die szenische Umsetzung von Regisseur Herbert Wernicke im Hof der Residenz. Rene Jacobs, künstlerischer Mentor der Festwochen der Alten Musik in Innsbruck, dirigierte die „Favola in musica”: Musikalisch war sein „Orfeo” das Musiktheaterereignis der Festspiele '93.Jakobs' Ensemble „Concerto Voca-le” musiziert mit Brillanz, paßt sich ideal der Akustik des herrlichen Barockhofs an. Perfekt die Sänger: Allen voran Laurence Dale als leidender Orfeo, der durch Hölle und Himmel gehen muß, und die Damen Susan Graham (La Musica) und
Mozarts Dramma giocoso „Cosi fan tutte” hat bei den Salzburger Festspielen schon alle Höhen und Tiefen der Regie erlebt. Den Nullpunkt, was den Geschmack betrifft, erreicht aber nun Wiens Serapionstheater-Chef Erwin Piplits als Ausstatter und Regisseur. Wofür er, aber auch Dirigent Christoph von Dohnäny, im Kleinen Festspielhaus Buh-Rufe erntete.Piplits verlagerte das sinnliche Spiel um die Probe weiblicher Treue von südlichen Gestaden in Kellerräume von düsterer Sala-Terrena- Atmosphäre. Eingezwängt in dieses häßliche grau-beige Bühnenbild, hat Piplits' Operninszenierung kaum
Intendant Jürgen Wilke hat bei den Laxenburger Sommerspielen im Schloßtheater einen der brillantesten englischen Operettenschlager ausgegraben, der in Österreich seit langem von den Bühnen verbannt ist. Gilbert & Sullivans „Mikado”, eine freche Satire auf viktorianische Sitten und Verzopftheit, hat dank der behutsamen Inszenierung Lucia Meschwitz' nichts an Witz und Charme eingebüßt, in Fritz Kotrbas reizvollem japanischen Bild tanzen die Figuren wie Puppen in einem goldenen Schrein. Flott schnurrt die Liebesgeschichte zwischen der schönen Yum-Yum (Luise Werner) und Nanki-Puh
Verona hat die Sängerflaute der vergangenen Jahre überwunden: Placido Domingo ist seit heuer Aushängeschild und Zugpferd der Opernfestspiele in der Arena: 1995 wird er Verdis „Otello” singen und selbst die neue „Aida” dirigieren, schon heuer triumphierte er als Ruggiero Leonca-vallos „Bajazzo”. Eine aufregende Bühnenpersönlichkeit, ein faszinierender Canio: Bei so exzessivem Spiel vergißt man einfach auf das eine oder andere Stimmproblem. Umso mehr, als auch Cecilia Gasdia eine hinreißend schön singende Nedda ist - auch wenn sie als peitschenschwingende Domina im
Erstmals hatte sich die Wiener Staatsoper 1965 an Igor Strawinskys fulminantes Opern-Kunststück „The Ra-ke's Progress” gewagt. Nun sollte die Aufführung Höhepunkt und Abschluß des Internationalen Musikfests und des Zyklus „1913” sein. Doch die konzertante Aufführung mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester und dem Kölner Rundfunkchor unter Hans Vonk wurde zum zwiespältigen, bieder exekutierten Vergnügen. Strawinskys musikalischer Sittenspiegel, dank Wystan Hugh Audens und ehester Kallmans brillanter Figurenzeichnung ein ironisch-heiteres Glanz-stück der Oper des 20.
Richard Wagners Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen" in der Wiener Staatsoper ist komplett: Das ist für Wagnerianer aber noch lange kein Grund zur Freude, denn das Team Herbert Kapplmüller und Adolf Dre-sen setzten begonnene Mißverständnisse bei dieser Neuinszenierung der „Götterdämmerung" fort. Regisseur Dresen verschreckte und empörte auch hier durch Banalitäten: Spinnen die Nomen an einem Spinnennetz, so dürfen die Rheintöchter gar mit einem schwarzen Strumpfnetz Siegfried umgarnen. Dazwischen passiert alltägliches und langweiliges Opemthea-ter der alten
Die österreichische Erstaufführung von Georges Enescos Oper „Oedipe" im Jugendstiltheater in Wien hätte eine Sensation werden können. Enescos 1936 in Paris uraufgeführte und an internationalen Opernhäusern kaumjemalsnachgespielteOpernach EdmondFlegs, .Poemes" beeindruckt durch Form und Dichte, mystischen Farbenzauber und großangelegte spätromantisch anmutende Orchesterpassagen.Das junge Team um Dirigent Andreas Mitisek und Regisseur Sven Hartenberger entzieht leider „Oedipe" die faszinierende Wirkung. Hartenberger inszeniert ein weihevolles Spiel im Sandkasten. Er
Es hat glanzvolle und turbulente Zeiten erlebt: 1860 eröffnet, war das Mariinski Theater in St. Petersburg des Zarenhofes wichtigste kulturelle Repräsentationsstätte. Die Heimstätte der Kirov Oper und des Kirov Balletts erlebte legendäre Uraufführungen wie Mussorgskis „Boris Go-dunow" oder Tschaikowskys „Pique Dame". Marius Petipa machte hier mit seinen Versionen von „Domröschen", „Nußknacker", „Schwanen-see" und „Raymonda" um 1890 Ballettgeschichte. Ein Glanz, den die tendenzielle Kulturpolitik der Kommunisten ab 1917 verschwinden ließ. Die
Christoph von Dohnanyi erkrankte. Kurz vor der „Siegfried"-Premiere raufte die Wiener Staatsoper, um einen Ersatzdirigenten zu finden. Der junge Spanier Antoni Pappano rettete den „Ring". Und sorgte mit jugend-lich-sportivem Umgang mit Richard Wagner und Freude an prall-deftigem Musizieren für eine effektvoll-oberflächliche Wagner-Deutung. Ausrutscher im Orchester überspielt er. Vor allem will er im dritten Akt rauschhafte Sinnlichkeit: Das Zusammentreffen Siegfrieds mit Brünnhilde hat's ihm angetan; als ob ein Internatszögling Wagners Erotik entdeckte.Zum Teil sehr
Franz Lehär in der Kleinstadtschmiere: Das war der Eindruck, mit dem man die Aufführung seiner Meisteroperette „Giuditta” in der Wiener Volksoper verließ - da ist wirklich alles daneben gegangen. Attila Läng bearbeitete und inszenierte das Werk. Es fällt schwer zu sagen, was davon blamabler ausgegangen ist: Die peinliche Fassung, die das für große Stars gedachte Monumentalwerk mit sinnlosem Conferencier-Geschwätz zukleistert und so lächerlich macht, oder die Regie, die-ohne Gespür, Phantasie und Witz - ein junges Sängerensemble im Regen stehen läßt.Die RaÜosigkeit der Sänger
Mit Spannung war die Uraufführung von Heinz Karl Grubers „Gomorra” erwartet worden. Seltsamerweise -oder vorsichtshalber - kündigte Direktor Holender das Ereignis feierlich als Vermächtnis Eberhard Waechters an.„Gomorra oder Wie Ihr es verdient” ist ein musikalisches Spektakel in neun Bildern, dafür wurde die bissig groteske Einstunden-Fassung zum abendfüllenden Bühnenkoloß aufgepumpt. Aber Richard Bietschachers mit Banalitäten vollgestopfter Text (was tut man nicht um des Reimes Willen) schadet Grubers Musik. Seine Vorliebe für ironische Zitaten erstickt in den monolithischen
Riccardo Muti entdeckte die junge Italienerin Tiziana Fabricini fiir eine Neuinszenierung von Verdis „La Traviata” an der Mailander Scala. Das war 1990. Nun debutierte die Sopra-nistin als Violetta Valery in der Wiener Staatsoper. Die Erwartungen waren hoch gesteckt, aber sie erfiillte sie nur sehr bedingt.Nervds und mit dem Repertoireall-tag eines Opernhauses nicht gerade vertraut, schaffte es Tiziana Fabricini nicht zu iiberzeugen. Zu betulich ele-venhaft wirkte sie als Star der Pariser Feste. Stimmliche Unsicherheiten kaschierte sie, strahlende Hohen kron-ten nicht immer ihren
Bei „Rheingold" war noch alles unentschieden: Da gab es interessante Ansätze im Regiekonzept, aufregende Momente in der musikalischen Gestaltung. Doch mit der „Walküre" hat das Inszenierungsteam Adolf Dresen/Herbert Kapplmüller in der Wiener Staatsoper den Offenbarungs-eid geleistet. Richard Wagners „Walküre" als Frucht schlechten Geschmacks! Das wahrlich aus allen Teilen der Welt angereiste Publikum reagierte dementsprechend. Ein solch dröhnendes Buhkonzert hat die Staatsoper seit Jahren nicht erlebt.Wäre da nicht Placido Domingo, der dieser „Walküre" in den
Ballettfreunde mit Kindern werden die vorweihnachtliche Volksopernproduktion von Leon Delibes „Cop-pelia" lieben. Bleibt doch das Böse in Coppelius' Puppenwelt, mit der E.T.A. Hoffmann so manchen schöpferischen Geist beeinflußte, ausgesperrt. Dem Geheimnisvollen und Schaurigen räumten Ballettchefin Susanne Kirnbauer und ihr Ausstatter Rolf Langenfass kaum Platz ein.Die Choreographie zeigt Qualitäten, aber die Geschichte vom verliebten Franz, seiner neugierigen Swanil-da und dem Seelenfänger Coppelius wurde zum verharmlosenden Märchen. Susanne Kirnbauer setzt in Rolf Langenfass'
Luigi Dallapiccolas Oratorium .Job" stand im Zentrum der letzten Phase des Festivals „Wien modern" im Wiener Konzerthaus. Dirigent Zoltan Pesko, die hervorragend studierte Slowakische Philharmonie mit ihrem Chor und ein routiniertes internationales Sängerensemble erbrachten eine imponierende Leistung. Das geistliche Spiel in der barocken Tradition der „Sacra rappresentatione" entstand 1950 nach dem biblischen Buch Hiob.Strenges Formenspiel, ein kunstvolles harmonisches Konzept und raffinierte Klangwirkungen zeigen Dallapiccola auf dem Höhepunkt seiner Satzkunst.Der Chor
Seit langem kennt man Agnes Baltsa als Carmen. Aber immer wieder staunt man, wie sie dieser Figur neue Facetten abgewinnt, auf jeden Partner reagiert die Baltsa anders. Diesmal warin Franco Zeffirellis noch immer attraktiver Inszenierung an der Wiener Staatsoper-Placido Domingo ihr Don Jose; ein verhaltener, inniger Liebhaber voll Zweifel und Gewissensbissen. Domingos strahlende Stimme, die bei Wagner an Volumen und Plastizität in der Diktion gewonnen hat, verstärkt den grüblerisch-melancholischen Charakter. Bei Baltsa kippen Koketterie und brennende Liebe -auch im Ausdruck ihres ungemein
Pierre Boulez und Claudio Abbado traten zum Festspielfinale an: Vier Konzerte zum Thema „Wurzeln der klassischen Moderne“. Boulez, der schnell zum Liebling des Festspielpublikums avancierte (was die Festspielchefs eigentlich auch 1993 nüt-« zen sollten), präsentierte sich mit dem Los Angeles Philharmonie Orchestra, dem er in harten Proben jenen Schliff gab, den das Orchester unter dem jungen Esa-Pekka Salonen vermissen ließ; und er debütierte zum Abschluß bei den Wiener Philharmonikern mit Strawinskys „Lied der Nachtigall“, Debussys „Trois Nocturnes“, Bartöks „Wunderbarem
Solche Schreiduelle wie bei der österreichischen Erstaufführung von Olivier Messiaens „Saint Franeois d’Assise“ haben die Salzburger Festspiele wohl noch nie erlebt. Empörte protestierten mit Buhgeschrei, Begeisterte schrien Bravo. Der junge amerikanische Regisseur Peter Sellars setzte auf Provokation: Er rückt Messiaens neun „franziskanische Szenen“ in ein grelles Technikspektakel, das in krassem Gegensatz zu Messianes verinnerlichter, von himmlicher Schönheit und wunderbarem Leuchten erfüllter Musik steht. Aus TV-Monitoren mit Computer-Lichtspielen auf einem monströsen
Wer Richard Strauß' „Frau ohne Schatten“ als Produktion der Salzburger Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern erlebt hat, traute nun, bei den Salzburger Festspielen, kaum seinen Ohren: Wirkte Strauß bei den „Berlinern“ unsicher und spannungsarm, ließ er den kühnen artistischen Farbenzauber vermissen, so tauchten die Wiener Philharmoniker das Werk in einen Rausch der Farben und glitzernder Lichteffekte.Sir Georg Solti und die „Wiener“ bescherten ein Ereignis von unvergleichlicher Schönheit, dem die luxuriöse Sängerbesetzung entsprach: Cheryl Studer als Kaiserin,
Nach Mozarts „Don Giovanni" vor der Römischen Ruine in Schönbrunn ist dem Wiener Kammeroper-Chef Hans Gabor noch ein zweiter Wurf für die Sommeroper gelungen: Franz von Suppes „Schöne Galathee" im Schönbrunner Schlößtheater beschert das Meisterwerk zwischen Singspiel und Operette in einer lockeren Inszenierung voll Ironie (Karl Schuster) und in reizvoller Ausstattung (Maxi Tschunko). „Bei Onassis und Osi-ris!" - das ist ein Sommerspaß, wenn die eingewienerte Griechenbande, Bildbauer Pygmalion und sein Adla-tus Ganymed, ein rechtes Schlitzohr, seine „komische
Mit einer Eröffnungsgala ohne Ende startete die Arena von Verona in ihre 70. Saison. Das Opernspektakel, zu dem alljährlich Zehntausende Opernfreunde aus Österreich pilgern, mit Verdis „Don Carlo" ereilte ein ungnädiges Schicksal: Der österreichische Dirigent Gustav Kuhn und Arena-ExIntendant Renzo Giacchieri als Regisseur sorgten für einen Fünfstundenabend mit geöffneten Strichen, extrem breiten Tempi, wenig Gespür für die Atmosphäre der Arena und miserablem Geschmack.Star-Absagen hatten schon zu Beginn für Unmut des Publikums gesorgt: Luis Lima und Renato Bruson hatten
Ein Opernspaß, wie man ihn selten erlebt: Vier singende Bücherwürmer begeben sich auf eine Tour durchs Musiklexikon. Im Studio K der Wiener Kammeroper inszenierte Bruno Berger (Bühne: Frank P. Schlößmann) Tom Johnsons „Riemannoper". Eine Stunde lang nehmen ein Tenor, ein Bariton, eine Primadonna und eine Primadonna assoluta trockene Fachausdrücke aus Riemanns Musiklexikon singend beim Wort. Und das ist höchst komisch. Die Sänger Joseph-Ren Rumpold,, Andrew Murphy, Christa Weber und Sulie Girardi zersingen mit bitterböser Ironie den Text „direkt aus dem Riemann". Zu
Ein Rollendebüt dominiert die Wiederaufnahme von Modest Mussorgs-kijs „Boris Godunow" in der Wiener Staatsoper: Ruggero Raimondi, bejubelter Don Giovanni und „Figaro"-Graf, sang zum ersten Mal den Boris. Eine Bühnenfigur, die alle Facetten des Wahnverfolgten einzufangen versteht. Eine überragende Persönlichkeit. Mit Claudio Abbados Abschied von der Wiener Staatsoper verschwand auch die effektvolle „Boris"-Aufbereitung in der revidierten Originalfassung (Inszenierung: Andrej Tarkowskij).Wladimir Fedossejew vermag mit seiner breiten, mitunter unendlich langatmigen
Wie man sich täuschen kann! Für alle, die nach Christine Mielitz' erfolgreicher Regiearbeit „Lady Macbeth" von einer Entdeckung für die Wiener Opernszene sprachen, wirkte ihre Volksopern-Inszenierung des Verdi-Jugendwerks „Nabucco" wie ein Keulenschlag. Hatte sie bei Schosta-kowitsch mit präzise gearbeiteten Charakteren überzeugt, wagte sie sich bei Verdi in die Grottenbahn eines billigen Überraschungszirkus. Mit dem Bühnenbildner Peter Heilein rückt sie das Drama in ein modernistisches Bild mit Plexiglaswänden, Lichtsignalen und besonders häßlichen Kostümen. Ein
Viel von dem, was Regisseur Franco Zeffirelli für sein und Carlos Kleibers „Carmen"-Regiekonzept erdacht hat, ist in der Wiener Staatsoper längst verloren gegangen. Szenen wie der Auftritt Don Joses im Gebirge und der prunkvolle Einzug der Toreros in die Arena finden ohne Pferde statt. Der Pomp wirkt reduziert. Dennoch hat sich die Produktion ihre Atmosphäre bewahrt. Garant für die knisternde Spannung ist Agnes Baltsa, die George Bizets „Carmen" seit Jahren Charakter, psychologische Tiefe und Feuer gibt. Ihre Bravour zeigt sich auch dann, wenn ein Dirigent wie Issac