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Siegmund-Ereignis

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Bei „Rheingold" war noch alles unentschieden: Da gab es interessante Ansätze im Regiekonzept, aufregende Momente in der musikalischen Gestaltung. Doch mit der „Walküre" hat das Inszenierungsteam Adolf Dresen/Herbert Kapplmüller in der Wiener Staatsoper den Offenbarungs-eid geleistet. Richard Wagners „Walküre" als Frucht schlechten Geschmacks! Das wahrlich aus allen Teilen der Welt angereiste Publikum reagierte dementsprechend. Ein solch dröhnendes Buhkonzert hat die Staatsoper seit Jahren nicht erlebt.

Wäre da nicht Placido Domingo, der dieser „Walküre" in den ersten beiden Akten Glanz, Kultur, Feuer und aufregende Momente bescherte, wäre das Debakel komplett gewesen. Doch Domingos Siegmund-Debüt faszinierte. Er sang mit bewundernswerter Durchschlagskraft und Ausdauer, sorgte für aufregende Höhepunkte und tauchte Wagner in verfüh-rerisch leuchtende Farben. Seine Persönlichkeit überstrahlte alle anderen. Waltraud Meier debütierte als Sieglinde: ein suchendes, irrendes, verwirrtes Weib in den Fängen des bulligen Hunding (hervorragend Kurt Rydl). Weniger imponiert die Götter-v gesellschaft: Robert Haies Wotan versagten bei „Deiner Augen leuchtendes Paar" die Kräfte; Hildegard Behrens' Brünnhilde, umgeben von tapferen Walküren, agierte als weibliche Kampfmaschine mit scharfen Tönen; Uta Priews Fricka blieb eine blasse Randfigur im teuren Kuppelpelz.

Dirigent Christoph von Dohnanyi findet für die „Walküre" keine Linie. Bald hektisch turbulent, bald langweilig verkrampft, bald zerrinnend zieht eines der aufregendsten Werke der Musikdramatik am Hörer vorbei. Nicht einmal im „Feuerzauber" kommt Spannung auf. Das Blamabelste bietet aber die Bühne: Dresens Regie ist erbärmliches Rampentheater, in dem jeder Sänger sich selbst rettet. Das „Winterstück" bleibt auch dank Kapplmüllers schneeflockendurch-wirbelten Bildern langweilig. Kleinstadt-Tristesse, teuer bezahlt, hinterläßt sie peinlich billigen Eindruck.

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