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Ulisse

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Odysseus, ein Held auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: Luigi Dallapiccolas „Ulisse”, halbder Welt Dantes, halb dem deutschen Faust verwandt, ist ein Grübler, Zweifler, ein Weltenwanderer, der ein Gutteil seines Lebens im Kampf gegen schicksalhafte Verstrickungen und eine aufsässige Götterwelt verbringt, der aber auch gegen die Monstren in seiner Seele anzukämpfen hat: Dallapiccolas Oper „Ulisse” wurde nun von den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule konzertant aufgeführt. Dirigent Hans Zender verstärkte noch den Eindruck vom unnahbaren Helden, der vor allem das Held-Sein überwinden möchte.

Dallapiccolas 1968 in Berlin urauf-geführte Oper ist vom neoklassizistischen Schönklang bestimmt: Statt dramatischer Handlung dominiert der Erzählton, dominieren die Bilder der Welt Dantes. Odysseus bei Kalypso, bei Nausikaa, Circe und der Mutter Antikleia im Hades. Undramatisch bleibt aber auch Ulisses Rückkehr an seinen Hof, wo das Laster regiert. Nichts hält ihn an der Seite der treuen Penelope, nichts bei seinem treuen Sohn Telemach. Der Einsame fährt hinaus aufs Meer, in die Sternennacht, der Erleuchtung entgegen.

Hans Zender, das ORF-Symphonieorchester, ORF- und Schönberg-Chor und 14 Solisten gaben sich Dallapiccolas ästhetischen Bildern hin. Ein opulentes, wogendes Klangszenario, das allerdings von Zender nicht effektvoll aufgerauht, sondern kunstvoll geglättet wurde. Um dramatische Momente bemühten sich vor allem die Sänger: in erster Linie der imponierende John Bröcheler als Zweifler Ulisse. Margret Jane Wray als Penelope, Malin Hortellus als Nausikaa, Doris Soffel als Circe und Elisabeth Laurence als Antikleia waren die aufregenden Frauen im männlichen Heldenleben.

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