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Verzauberung

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Poetische Landnahme der Seele könri* te man Wolfgang Hermanns neue Prö-sasammlung nennen, die abermals von der dichterischen Begabung des jungen Vorarlbergers zeugt. Hatte er schon mit dem Erzählband „Das schöne Leben" (1988) ein international beachtetes Debüt gefeiert, so schreibt er jetzt gegen die „Entzauberung der Welt" (Max Weber) an.

Die kurzen Prosastücke atmen Poesie pur, sprechen von der Verstörung und Trauer über eine Menschheit, die sich selbst nicht mehr angehört. „Die Städte wachsen. Und der Mensch, der sich in ihnen vergißt, zuckt, wenn er sich seiner erinnert". Oder: „Im Licht dieses Landes verlöschen die Namen. Die Trauer darüber ruft mich zurück". Es ist manchmal so, als wären Georg

Trakl und Georg Heym wiedererwacht und bezögen den Autor in ihren Dialog mit ein, in ihr Resümee über die dürftige Gegenwart. Doch: „UnserGe-spräch hat keinen Ort, nirgends können wir es vertäuen..."

Vieles an der von beträchtlicher Apperzeptionsfähigkeit kündenden Schreibweise Wolfgang Hermanns mutet surreal, befremdlich und am gefahrvollen Grat beheimatet an, und doch scheint diese Dichtung dann wieder eigentümlich vertraut durchs Land zu ziehen.

DIE NAMEN, DIE SCHATTEN, DIE TAGE. Von Wolfgang Hermann. Verlag Mathias Gatza, Berlin 1991. 127 Seiten, öS 179,40.

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