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Volksbühnenpreis in Innsbruck

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Der Eindruck von Improvisation und Konzeptlosigkeit der heuer erstmals veranstalteten Innsbrucker Sommerspiele zeigte sich — trotz gelungener Einzelveranstaltungen -im letzten Akt, in der Verleihung des „Volksbühnenpreises in Erinnerung an die Exlbühne “. Drei kleine Bühnen wurden prämiiert, die Kriterien für Entscheidung und Reihung blieben unklar.

Felix Mitterers Einakter „Besuchszeit“, häufig in- und außerhalb Tirols inszeniert, hatte in der Aufführung des „Stubaier Bauerntheaters Fulpmes“ in ihrer schlichten, uneitlen Art eine Unmittelbarkeit, die dem Text sehr entgegenkommt - man hätte ihr den ersten Platz gewünscht.

Die Zweitplazierten, die „KoU pingbühne Lienz“, wagten sich mit „Zwölfeläuten“ von Heinz Rudolf Unger an eine kritische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in einem fiktiven Dorf in der Steiermark. Die Frage des Autors nach Aufarbeiten oder Zudeclcen von Schuld wurde in ihrer Vielschichtigkeit eindrucksvoll dargestellt. Die uniformierten Nationalsozialisten sind zu klischeehaftangelegt, entsprechend schwach blieb notwendigerweise auch deren Interpretation.

Wie gefährlich ein schwaches Stück für Laienschauspieler ist, zeigte die Aufführung der „Schwabenkinder''. Anläßlich des 500-Jahr-Jubiläums des Marktes Reutte und der Schwabenausstellung schrieb Hans Gnant das Stück als Auftragswerk. Hölzerne Dialoge, falsches Pathos und belehrende Texte machten es den Mitgliedern der „Reutte-ner Heimatbühne“ unmöglich, diesen erschütternden Abschnitt der Tiroler Sozialgeschichte glaubwürdiges Leben zu verleihen. Warum gerade diese streckenweise geradezu peinliche Aufführung den ersten Preis bekam, bleibt ein Geheimnis der Initiatoren des Innsbrucker Sommertheaters.

Als die drei Preisträger ihre Inszenierungen in Innsbruck vorstellten, fanden die Veranstalter es nicht der Mühe wert, diese vorzustellen und ihnen Dank und Anerkennung zuteil werden zu lassen. Nur ein Organisationsmangel?

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