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Volltreffer

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Hugo von Hofmannsthals Wort von der Tiefe, die man an der Oberfläche verstecken müsse, scheint Maestro

Mario Venzago bei der Interpretation des „Rosenkavaliers” in der Grazer Oper geleitet zu haben. Venzago spürt sie auf, diese Tiefe, an der geschliffenen Oberfläche spätromantischen Klangrausches: Endzeitmomente, Abgründe tun sich auf. Er läßt die Walzerattrappen schlank und durchsichtig als verkappte Ländler erkennen - die Schubertsche Träne ist da, und manche Stellen lassen an die Zweite Wiener Schule denken. In total entschlackter Klangtransparenz ertönt Richard Straussens Musik - ein Ereignis.

Und der Regisseur Michael Wallner setzt nicht nur in fast schon überspitzter Präzision die Anweisungen des Buches ins bewegte Bild, er läßt auch Trauer und Entsagung unter der Komödienoberfläche berührend fühlen. Läszlö Varvasovszkys Bühnengestaltung geht neue, ästhetisch schöne Wege: helle Weite im ersten, neureiches Blattgold im zweiten Akt, in dem Octavian und Sophie auf einem riesigen Malachit-Felsen in Großaufnahme zur Überreichung der silbernen Rose emporschweben.

Das Quiproquo des Schlußakts weitet sich turbulent und symbolhaft zur großen Fiktion des Theaters, ja des Filmstudios. Mit drei jugendlichen Rollendebütantinnen (Angelika Kirchschlager, Maureen Browne, Silvana Dussmann) und Peter Wim-bergers erstem Ochs auf Lerchenau war der bejubelte Erfolg des neuen Grazer „Rosenkavaliers” gesichert: ein Volltreffer.

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