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Währheits-materiäl

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Delegationschefin des österreichischen „Friedensrats“ klingt wie eine Herausforderung an das tauben-hafte Gegurr ihrer Vor- und Nachredner.

„Kreisky“, fährt Frau Grund-böck fort, „Kreisky hat zu dem Raubmordwerkzeug keine Stellung bezogen, das Parlament nicht und auch die Regierung nicht.“ Beifall rauscht auf.

„Kreisky s Verhalten“, wieder Beifall, „Kreiskys Verhalten sollte man heute als unmoralisch bezeichnen.“ Der Konsonant rollt weiter über die Delegierten aus über 30 Ländern hinweg, über Daniel Ellsberg und die Pentagon-Papers, über die bulgarische Delegation und all die anderen Delegationen unter dem Tauben-Symbol des „Wellfriedensrates“

- der Konsonant der Unmoral. Kreisky ist an allem schuld: In

Österreich wurden nur 8000 Unterschriften gegen die Neutronenbombe zusammengetragen, in den Niederlanden 1,2 Millionen. Doch Frau Friedl braucht sich nicht zu schämen: die österreichische Delegation ist dreizehn Köpfe stark, die sowjetrussische nur zwölf. Das sind eben die neuen Maßstäbe für internationale Beziehungen. Vor allem, wenn man Ideen hat: Für Lehrer, Schüler und Kinder will der österreichische „Friedensrat“ jetzt ganz neues Material produzieren, um der

- wie Frau Grundböck verkündet -„Haß- und Lügenpropaganda“ gegen die Entspannungspolitik entgegenzutreten: Wahrheitsmaterial! Mit zwei rollenden, grollenden Konsonanten.

„Wahrheitsmaterial“, wie es die Zeitungen im Ostblock täglich publizieren?

Etwa über die sowjetische Rakete „SS-20“, die eine Sprengkraft von 1,8 bis 2 Megatonnen (1,8 bis 2 Millionen Tonnen herkömmliehen Sprengstoffes) hat?

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