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„Walli“ ist tot

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Er vermittelte das wohltuende Gefühl, daß Politik nicht notwendig den Charakter verderben muß. Sein fester Charakter hat im Gegenteil der Politik drei Jahrzehnte Rückgrat verliehen. Eduard Wallnöfer, der Bergbauernsohn aus dem Vinsch- gau, ist tot, am 15. März nach langem Leiden im 76. Lebensjahr gestorben.

„Walli“ war den Tirolern nördlich des Brenners als Landeshauptmann der Jahre 1963 bis 1987 ein Landesvater, den Tirolern südlich des Brenners ein herzensverbun- dener Anwalt. Seine Persönlichkeit, von unerschütterlichem Gottvertrauen ebenso geprägt wie von seiner festen Verwurzelung in der Tradition, deshalb aber - und nicht trotzdem — dem Fortschritt aufgeschlossen, wirkte weit über seine Gesinnungsgemeinschaft und über sein Land hinaus integrierend. Seine Leutseligkeit war herzenswarm und nicht von der anbiedernden Aufdringlichkeit jüngerer politischer Emporkömmlinge. Seine persönliche Bescheidenheit hat ihn skandalunfähig gemacht. Seine unbändige Tatkraft, sein Gestaltungswille haben Tirol geprägt. Er war ein Landesvater von staatsmän- nischem Format, dem auch politisch Andersdenkende Respekt nicht versagen konnten. Seine Persönlichkeit war so stark, daß sie auch Probleme im Land - warum sie verleugnen? — überstrahlt hat.

„Walli“ ist tot. Und mit ihm wurde der Politiker vom alten Schlag, der Ehrenmann begraben. Ein schwerer Verlust - erst recht im Kontrast zu selbstinszenierten Persönlichkeiten unserer Tage,

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