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Warnung vor einem Remake

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1931 verfilmte die Metro-Goldwyn-Mayer Ethelreda Lewis' Bestseller der zwanziger Jahre „Trader Horn“ und schuf mit dieser, blendend von Wr-Sr~vaft~Byke- inszenierten afrika* nischen Abenteuergeschichte um eine „weiße Göttin“, die in die Zivilisation zurückfliegt, einen „Klassiker“ seines Genres, der heute bereits legendären fllmgeschichtlichen Ruf besitzt. Lange wurde, wie dies in der Branche üblich ist, ein Remake geplant — und als es nun endlich soweit war, mußte es sozusagen von einem „untergehenden Schiff“, der sterbenden MGM, billig verschleudert werden (um die bald verfallenen Rechte noch auszunützen): das Ergebnis, „Trader Horn“ von 1973, ist eine kläglich-primitive, unsagbar armselige und miserabel gemachte Sache mit in der deutschen Synchronisation verschleiertem, politischem Hintergrund: aus der „Kitsch“-Story von der gefangenen Weißen im Dschungel wurde eine antideutsche afrikanische Kriegs-Abenteuerge-schichte, die 1916 spielt; in der nichts stimmt, nicht einmal die Ubergänge von den in Hollywood gedrehten Szenen zu den afrikanischen Originalaufnahmen ... Wer in Erinnerung an das große Erlebnis seiner Jugend sich diesen wohl schlechtesten aller Afrikafllme ansieht, wird bitter enttäuscht werden und zu dem Schluß kommen, daß man früher — bei allem heute überholten „Kitsch“ — doch qualitätsbewußter war als heute. Diese Erkenntnis hat nichts mit Nostalgie, Konservatismus oder Alter zu tun...

Sergio Leone hat nun endlich seinen Wunsch verwirklicht und wirklich den „letzten Western“ gedreht: in „Mein Name ist Nobody“ konfrontiert er den „Infantilismus“ der italienischen Westernparodien (ä la „Hallelujah...“) mit den Mythen des klassischen Western — der seit Peckinpah bereits im Sterben liegt — und schuf mit diesem Zusammentreffen von Satire und Ernst ein Nonplusultra in dem Genre des Wildwestfilms; zumindest etwas „Neueres“ kann es in der nächsten Zeit wohl kaum mehr geben. Der mit all dem großen Können eines handwerklichen Meisters und der Originalität eines Begeisterten komponierte Film ist sehenswert und wird einmal zu den „Klassikern“ seines Genres gezählt werden.

Auf zwei Wiederaufführungen muß noch hingewiesen werden, weil der Filmfreund hier die seltene Gelegenheit hat, die englische Verfilmung von Tschechows „Die Möwe“ (1968) mit bewundernswerter Schauspielerbesetzung und die satirische Groteske „The Magic Christian“ voll phantastischer Einfälle (1969) in der englischen Originalfassung zu sehen.

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