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Warum gerade Anzinger ?

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(Biennale in Venedig, Giardini; bis Mitte September) Die Eleganz des nach Josef Hoffmann originalgetreu renovierten österreichischen Biennale-Pavillons in Venedig erscheint der so völlig unprätentiösen Haltung des 35jährigen Malers und Zeichners Siegfried Anzinger widersprechend. Anzinger verkörpert in seinem Werk sich selbst oder einfach eine Idee, mitunter bloß eine Laune - er experimentiert nicht und er spekuliert nicht.

Es empfiehlt sich, sich vorerst der klassisch zu nennenden Schönheit der Bilder in der lichterfüllten zartgrauen Pfeilerhalle hinzugeben. Die matte Oberfläche der Eitemperabilder steigert die Kühle des Kolorits. Ein großes Gelage mit Tieren vor einem Tempel - griechische Mythologie in der Jetztzeit — breitet sich vor den Augen des verblüfften Betrachters aus. Doch wird alles Erzählerische ausgeschlossen. Anzinger benutzt die in unserer Zeit ideologisch und ikonographisch wieder völlig frei gewordene Mythologie, um Formfragen mit Hilfe eines raffinierten Kolorismus zu bewältigen.

Den ausgestellten Zeichnungen kommt nicht mehr und nicht weniger als die Bedeutung einer „prima idea“ zu, einer spontanen ersten Skizze, die viel von der Künstlerpersönlichkeit preisgibt. In Siegfried Anzinger ist ein Künstler erwachsen, der vorsichtig und überschwenglich zugleich mit Oskar Kokoschka verglichen werden darf.

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