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Wege zu Nietzsche

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Giorgio Colli, der zusammen mit Mazzino Montinari die neue kritische Ausgabe der Werke Nietzsches erstellt hat, hat zu den einzelnen Schriften Nietzsches Einleitungen verfaßt, die nun — nach seinem Tod — unter dem Titel „Distanz und Pathos” erschienen sind.

Colli, dem jene vordergründige Aktualisierung Nietzsches, wie sie synkretistisch in Aufnahme konservativer, marxistischer, strukturalistischer und ähnlicher Elemente derzeit geschieht, ein Greuel war, versucht sich in diesen Einleitungen der Herausforderung, die von Nietzsche ausgeht, zu stellen.

Die aus jahrzehntelanger Beschäftigung mit Nietzsche gewachsene Vertrautheit und Kenntnis macht Colli für jene Nuancen und Zwischentöne sensibel, die eine zureichende Nietzscheinterpretation verlangt, will sie nicht gewaltsam und verfälschend mit Nietzsche umgehen, wie dies so oft geschehen ist.

Colli versteht Nietzsche als den nahezu paradoxen Fall eines Denkers, für den alle Grenzen zwischen den Gattungen des Ausdruckes hinfällig geworden sind. Colli verlangt darum von uns keine begriffliche Festlegung dieses Denkens, sondern zunächst ein Hinhören auf es. Wege dazu wollen seine Einleitungen von der „Geburt der Tragödie” bis zum ,»Antichrist” weisen.

Gewiß keine Einführung in Nietzsches Denken, aber behutsame und höchst differenzierte , Hinweise für den, der glaubt, Nietzsche zu kennen.

DISTANZ UND PATHOS. Einleitungen zu Nietzsches Werken. Von Giorgio Colli. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt 1982. 173 Seiten, Engl. Brosch., öS 212,80.

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