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Weiberkunst der Hofratstöchter

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Die kleine, aber feine Münchner Ausstellung „Expressive Keramik der Wiener Werkstätte 1917-1930" hätte eigentlich vom Geburtsort ihrer Objekte ausgehen müssen. Denn die rund hundert exquisiten Exponate wurden allesamt in Wien geschaffen. Die in vielen Museen und Privatsammlungen verstreuten Meisterstücke Wiener avantgardistischer Keramik wurden* im Münchner Palais Preysing bis 13. Juni für eine umfassende Schau zusammengeführt.

Es waren elf Künstlerinnen, die während der zwanziger Jahre mit ihren Werken aus gebranntem Ton in des Wortes eigentlicher Bedeutung Furore machten. Die jungen Frauen, die sie schufen, waren zumeist Töchter aus finanzkräftigen gutbürgerlichen Familien der Wiener Gesellschaft. Im liberalen Klima der von Koloman Moser und Josef Hoffmann gegründeten Werkstätte konnten sie ihre Kreativität und Individulität ausleben. Gudrun Baudisch, Erna Kopriva, Susi Singer und Vally Wieselthier sind wohl die bekanntesten von ihnen.

Die im Preysing Palais geschickt plazierten Plastiken, Dekorationsstücke und Gebrauchsgegenstände sind von ihrem künstlerischen Rang her kaum vergleichbar. Exzentrische, fast lebensgroße Figuren, daneben anmutige Frauenköpfe, Dosen und Vasen von schlichter Harmonie: Der aufmerksame Besucher erfährt hier so unmittelbar wie selten die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten mit dem Urmaterial Ton.

Nicht wenige der Künstlerinnen mußten Österreich in den dreißiger Jahren wegen ihrer mosaischen Religionszugehörigkeit verlassen.

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