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Weiß und Schwarz

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Probleme, die uns scheinbar nicht betreffen, dargestellt am-Beispiel einer fast trivialen Liebesaffäre, schildert Nadine Gor-dimer in ihrem neuen Roman. Dennoch ist die Thematik, die die Südafrikanerin hier aufnimmt — das Miteinanderleben von Weißen und Schwarzen in ihrer Heimat - hochaktuell und die Geschichte spannend und gut geschildert, ohne ins Rührselige oder einseitige Betrachten abzugleiten.

Jessie Stilwell und ihr Mann Tom bemühen sich ehrlich um Aufgeschlossenheit gegenüber allen Freunden, egal, welche Hautfarbe sie haben, und sie führen ein allzeit „offenes" Haus. Als sich die junge Engländerin Ann, die vorübergehend mit ihrem Mann im Hause der Stilwells wohnt, in eine leidenschaftliche Affäre mit einem schwarzen Maler stürzt, müssen sich alle Mitbewohner gleichermaßen mit ihrer tatsächlichen Haltung in der Frage der Gleichberechtigung der Rassen auseinandersetzen.

Jessie, mit deren Augen die Ereignisse im Großteil des Buches gesehen werden, entdeckt, daß das Bemühen, die Schwarzen als gleichberechtigt zu sehen, hier in eine unnatürliche Toleranz pervertiert wird. Würde Ann ihren Mann mit einem Weißen betrügen, wären die Urteile aller Betroffenen weitaus härter.

Ein spannend geschriebener Roman, der uns mit einer der vielen Facetten des Apartheid-Problems konfrontiert, ohne sie bloß einseitig auszuleuchten.

ANLASS ZU LIEBEN. Von Nadine Gordi-mer. Verlag Fischer/Goverts, Frankfurt am Main 1983. 455 Seiten. Ln.. öS 258,50.

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