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Wer ist Madame Eckhardt?

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Alle sind sie Realisten, arbeiten figurativ, und sind doch rätselhafter als so manch Ungegenständlicher: Josef Kern, Eric Neunteufel, Thomas Sturm, Friedrich Eckhardt und Gerhard Paul in der Wiener Galerie Theuretzbacher.

Gleich einem mittelalterlichen Heüsspiegel scheint das Wissen um die Bedeutung der von Josef Kern dargestellten Szenen in einem jahrtausendealten Mythos zu liegen, der allen Menschen eingeschrieben, nur auf sein Gewecktwerden wartet. Großformatige Gouachen, die auch in ihrem Kolorit an alte Buchmalereien gemahnen, werden durch kleine, absolut heutige Öl-Porträts zusammengehalten. Die Gesichter bieten dem Betrachter jedoch keinen Schlüssel zur Deutung der gemalten Krankenheilungen, Erweckungen und Martyrien. An der gegenüberliegenden Wand hält Fritz Eckhardt, der große Selbstinszenierer und Verwandlungskünstler, beidseitig aus der Wand hervortretend, eine Fotomontage von Mönchen empor, deren Anzahl ins Unendliche verweist und immer wieder den Künstler selbst in verschiedenen Szenen zeigt. Die Realitätsebenen sind mannigfach. Seine eigene Vergangenheit arbeitet Eric Neunteufel in Fotodokumenten seiner Kindheit auf, die er mit zarten Umrißzeichnungen zu einem reizvollen Rebus kombiniert.

Thomas Sturm präsentiert pathetisch hohle Porträts der ausstellenden Künstler in luftiger Höhe. Ja und auch Gerhard Paul dürfte, obwohl er sich laut Aussendung der Galerie „von seinen besten Seiten" zeigt, „Madame Eckhardt" nicht gefunden haben. (Bis 22. Mai)

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