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Wetterfahne

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Es kommt nicht oft vor, daß bei Wiederholungen keine Langeweile aufkommt. ,Jn den Schuhen des Fischers“ (Sonntag, 20 Uhr 15, FS 2) ist eine jener Hollywood-Produktionen, bei denen das verschämte Kürzel „Wh“ durchaus als Qualitätszeichen zu behandeln ist.

1968 gedreht, hat heute diese Fiktion eines Papstes, der neue Wege zu gehen bereit ist, zwar weitgehend seine Aktualität eingebüßt. Die Kluft zwischen dem Heute und 1968 eröffnet jedoch ein Spannungsfeld, dessen Virulenz beachtlich ist. Der Zeitgeist ist heute ein anderer, und welche Wetterfahne er ist, das zumindest zeigt der Film deutlich auf.

Als neuer Aufbruch galt Anno 1968 der Ausverkauf der Kirche. Nur eine arme Kirche kann zu den Menschen finden. An dieser prinzipiellen Sicht ist auch heute nicht viel auszusetzen, der Reichtum der Kirche wird aber heute mit anderen Augen gesehen.

Sind die angehäuften Kulturgüter verwerflicher

Reichtum? Ist die Aufrecht- > erhaltung des Vatikanstaates unerlaubter Luxus? Das sind Fragen, die wohl in der kulturkritischen Zeit der ausgehenden 60er Jahre leichtfertig mit Ja beantwortet wurden. Heute hingegen ist die Erhaltung von Kulturgütern nicht nur Wert an sich, sondern als notwendige Dimension für den menschlichen Fortschritt akzeptiert:^':

Der Ausverkauf der Kunstschätze und Besitztümer der Kirche zu Liebhaberpreisen brächte zwar eine erkleckliche Summe, aber für den Preis der Zersplitterung und Zerstörung der kulturellen Substanz. Und läge sie nur darin, daß finanzkräftige Gruppen ihre Residenz im Vatikan einrichten könnten.

Das ist eine Vision, die den allzu forschen Zeitgeist disqualifiziert. Aber oft ist Distanz notwendig, um Geistlosigkeit rückblickend als solche zu erkennen. G. P.

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