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Wichtig und unspektakulär

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(Ethnographisches Museum Kittsee; bis 29. November.) Albanien, jene dem westlichen Mitteleuropäer so fremde Welt, von der er glaubt, daß sie rückständig und primitiv sei. Die Sonderausstellung über „Albanische Volkskultur" weist auf ein hochstehendes Hirtenvolk, dessen eigenständige Kunstwerke von einem immensen Formenreichtum sind und das seinen Lebensablauf, den Alltag, die Feste und den Ablauf des Jahres mit vielfältigen Symbolen und Utensilien ausgestattet hat.

Auch österreichische Forscher haben viel zur Erhellung und Sammlung wichtiger Bereiche albanischer Volkskunst beigetragen, wie gerade bei dieser Ausstellung und bei den Vorarbeiten dazu entdeckt und dokumentiert werden konnte.

Volkskunst und -kultur sind untrennbar mit der Geschichte dieses freiheitsliebenden und heldenhaften Volkes verknüpft, auch mit seiner Geschichte in unserer Zeit und der eigenartigen Stellung, die Albanien heute unter den Völkern einzunehmen pflegt. Unter volkskundlichem Gesichtspunkt war aber unter Umständen der Vorbehalt gegenüber unumschränkter Fortschrittsgläubigkeit ein Segen.

Kittsee zeigt eine Bauern- und Hirtenkultur auf höchstem Niveau, von großer Originalität und ungebrochener Tradition über die Jahrhunderte hinweg, auch unangefochten von den diversen (auch fremden) Machthabern und den von außen hereingetragenen Herrschaftssystemen — ein Volksleben mit großer Kontinuität und großem Reichtum. Für dieses kulturelle Kernland Europas, das weitgehend unbekannt ist, könnte die von der Akademie der Wissenschaften Albaniens vorgestellte Ausstellung eine geistige Öffnung signalisieren.

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