Die Schwerpunkte des Kammermusikfestes in Lockenhaus sind Robert Schumann und Alfred Schnittke. Der zähen und verständigen Fan-Gemeinde um Gidon Kremer und seine Freunde, viele aus der russischen Musiker-Szene, - Schnittke ist 1943 geboren -öffnet sich eine Tür in die Welt modemer Musik, die die klassische Tradition kritisch reflektiert und dem Publikum Wege aus der Sackgassse isolierter Klassiker-Rezeption zeigt. Schnittkes Violinsonaten und Con-certi grossi als nachvollziehbarer Weg. Die Kammermusiktage Lockenhaus sind hier modellhaft für die Annahme zeitgenössischer Musik.Verstärkt
Die Standardoperette der Seespiele Mörbisch, „Der Zigeunerbaron" von Johann Strauß, sollte das Desaster des Vorjahres vergessen machen, was nicht restlos gelungen ist. Neben der hochkarätigen musikalischen Realisierung und dem Bühnenbild von Gottfried Kumpf blieb die szenische Lösung erstaunlich kraftlos und konnte die veraltete Story in keiner Phase glaubwürdig über die Rampe bringen.Vielleicht hätte man doch einmal darangehen sollen, Rudolf Buczolichs Idee von einer modernen Operetten-Dramaturgie zu verwirklichen. Das ist nicht geschehen, auch nicht in des Intendanten letztem
In seiner Landesausstellung auf der Burg Güssing trägt das Burgenland dem Jahresthema Rechnung, indem es die spezielle wirtschaftliche und soziologische Rolle dieses einstmals westungarischen Landstriches mit dem Jubiläumsjahr „500 Jahre Entdeckung Amerikas" in Relation bringt. Das ist auch durchaus angemessen, da die Notwendigkeit, „...nach Amerika" auszuwandern, in diesem südlichen Teil des heutigen Burgenlandes besonders bestand.Aber natürlich waren nicht nur die Gegenden Deutsch-Westungarns davon betroffen, sondern alle Teile Mitteleuropas. Tatsächlich gab es jedoch
Die Ausstellungen im Museum Österreichischer Kultur in Eisenstadt treffen nicht nur Trends kulturellen Denkens, sondern auch Schwachstellen unserer Gesellschaft und ihrer Seinsbewältigung. „Triumph des Todes" wird als ein Versuch dargestellt, nicht voyeuristisch hinter Leichentücher im Sinne der „schönen Leich'" zu blicken, zumal das Thema „Sterben" selbst ausgespart ist, sondern zeigt das, was kulturelles Ambiente aus dem Phänomen Tod und der Unbedingtheit seines Kommens aus ihm gemacht hat.Man kann sagen, daß es eine regelrechte Kultur des Verdrängens, des
(Seefestspiele Mörbisch; „Die Csardasfürstin" von Emmerich Kalman) „Die Csardasfürstin" residiert in Person der Operndiva Sona Ghazarian und macht die Operette zu einem Ohrenschmaus, während auf der entzückend ausgestatteten Seebühne vorrangig die Augen zu ihrem Recht kommen.. Ein von Budapest- und Wien-Klischees strotzendes Textbuch gestattet dem von Sandor Nemeth inszenierten Klassiker der Silbernen Operetten alle Revue-Unarten ".-. sie alle kommen gut an, passen erstaunlicherweise in die harmlose Liebesgeschichte des Grafen Edwin, der letztendlich doch zu seiner Variete-
(Kulturzentrum Oberschützen; bis 15. November, Kulturzentrum Güssing; ab 17. November) „Jüdische Friedhöfe im Burgenland“ hat Peter Paul Wiplinger fotografiert, die Sammlung reist als Wanderausstellung durch das Burgenland und macht betroffen. Die Betroffenheit stellt sich bei Betrachtung der Geschichte der burgenländischen Judengemeinden ein. Ihre Tragik ist in den Bildern Wiplingers spürbar, die Ratlosigkeit der Menschen in diesem Land, mit diesem Teil ihrer Vergangenheit umzugehen,errechenbar. Bilder klagen allerdings nicht nur an, sondern sind selbst auch Kunstwerke - ebenso wie
(Ethnologisches Museum Schloß * Kittsee; bis 26. Oktober) Altes Volksgut „Aus Böhmens Hain und Flur“ -Volkskultur aus dem böhmischen Raum - zeigt das Ethnographische Museum in Kittsee. Zum ersten Mal kann man Prachtexemplare bäuerlicher Gebrauchsgegenstände aus dem Nationalmuseum Prag außerhalb der Tschechoslowakei sehen. Die Leihgeber selbst haben bei der Auswahl der Objekte großen Wert auf Gediegenheit der Ausstattung und Schönheit der Formen gelegt, viele der Gegenstände entstammen daher der Schicht des wohlhabenden Bauerntums. Neben informativen Farbtafeln, die Bauernhäuser
(Schloß Kobersdorf; „Der Krach in Chiozza“ von Carlo Goldoni) Schon von Goethe auf seiner „Italienischen Reise“ gelobt, fegt nun dieser sommerliche Spaß, getragen von erstklassigen Schauspielerleistungen, turbulent und erfrischend über die Bühne. Das zänkische Frauenquintett entfaltet sich im „Lärm um Nichts“ höchst brillant (Gerti Pall, Madeleine Reisner, Elisabeth Of enböck). Köstlich Franz Mössmer als Charakterstudie des kauderwelschenden Padron Fortūnato. Ihm steht ein souveräner Rudolf Buczo- lich gegenüber, der zuletzt alle Verwicklungen entwirrt und die
(Seespiele Mörbisch; „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehar) Diesmal hatte Mörbisch Glückl Die romantische Tragödie um den Prinzen Sou Chong, den eine Welt von seiner Geliebten Lisa trennt, wird mit viel Zartgefühl und in einem zauberhaften Bühnenbild (Pantelis Dessyllas) auf die Seebühne gestellt Ohne Klamauk kann die Geschichte von einer Reihe kompetenter Sänger an ihr bitteres Ende gebracht werden, herausragend Ulrike Steinsky (Lisa) und Otoniel Gonzaga (Sou Chong), sowie die prächtige Balletttruppe des Honved-Ensem- bles Budapest.Uwe Theimer hält Chor und Orchester der
(Internationales Kammermusikfest Lockenhaus) Eine in sich geschlossene Festspielgemeinde feiert das alljährhche KammermusLkfest, das die ausgetretenen Pfade des mitteleuropäischen Musikrepertoires meidet und selbst bei Klassikem der Kammermusik (etwa Robert Schumann) Seitentäler des Schaffens und Nebenfalten der romantischen Seele entdeckt Zu den unzweifelhaften Vorzügen dieses Festivals gehört, daß es nicht von den durchreisenden Virtuosen lebt, die ihr einstudiertes Programm auch in Lockenhaus abliefern. Gidon Kremer und sein Kreis erschheßen alljährlich neue Bereiche, Komponisten,
(Schloß Halbtum; bis 26. Oktober) Uniformen und Mode der Zeit von 1800 bis 1918 wurden thematisch zusammengefaßt, Schaustük-ke aus den Depots des Kunsthistorischen Museums zur Ausstellung „Des Kaisers Rock“ vereinigt. Einige Glanzstücke der Wiener Wagenburg ergänzen die Schau.Prachtvolle Ausstellungsstücke geben Auskunft über die gesell-schafthche Entwicklung Österreichs in dieser Zeit, auch voyeuristische Wünsche nach Insider-Informationen werden erfüllt - etwa beim Kapitel „Die Kaiserin und die Damen der Ho^eseUschaft“. Der staunende Besucher kann das Polterabendkleid der
(Landesmuseum Eisenstadt; bis 15. September) Aus eigenen archäologischen Beständen, aber auch mit Leihgaben, wird in dieser Ausstellung dem Thema Gesundheit, Krankheit, Heilpraktiken und medizinische Eingriffe im Laufe der Geschichte „zu Leibe gerückt“. Vom mythischen zum wissenschaftlichen Praktizieren reicht die Palette der Heilmethoden früherer Jahrhunderte.Eine nachdenklich stimmende Schau, die zeigt, wie sehr auch der Mensch der frühesten Kulturen unseres Raumes sensibel war für das, was seine Existenz und sein Wohlbefinden ausmachte — aber auch, wie nahe man stets bei
(Mörbischer Seespiele; „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß) „Eine Nacht in Venedig“ am Neusiedler See, das könnte etwas Zündendes, von märchenhafter Mediterranee getragene Lebensfreude sein. In Mörbisch gerinnt es zu einem wirren Tonknäuel, den sich der Zuhörer mühevoll entflechten muß.Einzig die wenigen Strauß-Melodien, die auch in dieser Operette nicht solche Ohrwürmer sind wie in anderen, lassen hin und wieder aufhorchen. Das Ensemble singt seinen Part wacker herunter, wobei lediglich Giuseppe di Stefano ein fremdes (fast stimmloses) Element ist. Wie immer bringen
Die Autorin stellt „Phänomenologische Betrachtungen“ zu Heimito von Doderers Roman „Die Wasserfälle von Slunj“ an, weil gerade in diesem Werk eine „Logik mit streng eigenmaßstäblichen Gesetzen, die mit der tradierten nur noch den Namen gemeinsam hat“, festzustellen sei, mehr als in den anderen, berühmteren Romanen des Dichters.Dichtung und Dichter werden einer zusammenschauenden philosophischen Literaturbetrachtung unterzogen, die zum Schluß kommt, daß Sprachkunstwerk mehr ist als soziologische Brauchbarkeit und Relevanz, mehr auch als buchgewordener Beweis eines
In Eisenstadt wurde, in einem traditionsreichen Gebäude unmittelbar neben dem Schloß Esterhazy „oseph-Haydn-Gasse 1), ein ,Museum österreichischer Kultur“ eingerichtet, das den Kulturbegriff nicht allzu eng fassen will, sondern unter Kultur alles das versteht, was im geistigen Bereich die Menschheü bewegt und verändert hat. Unter der Leitung von, Gerda Mraz könnte es zu einem zentralen Forschungsund Ausstellungsort für jene Kultur werden, die wir als österreichische (wenn eng gefaßt) oder mitteleuropäische (wenn etwas weiter gefaßt) ansehen und verstehen. Und wo sonst sollte es
Sie wollen kein neues österreichisches Festspiel sein, sondern der Musik dieses ersten der Wiener Klassiker einen ihm gebührenden Rahmen geben und vorbildhafte Haydn-Aufführungen bieten. Zu diesem Zweck wurde eine ,Jiaydn-Philharmonie“ gegründet, deren Chefdirigent Adam Fischer ist. Das Bemerkenswerte dieses neuen Orchesters ist, daß es sich aus Philharmonikern aus Wien und Budapest zusammensetzt, somit ein qualitativ hochstehendes Ensemble darstellt und gleichzeitig eine österreichisch-ungarische Kooperative, wie sie nur im Burgenland Zustandekommen kann.Die Konzerte zwischen 27. und
Im Steinbruch der nordburgen-ländischen Gemeinde Sankt Margarethen findet wieder die Passio Domini statt, nicht als Passionsspiel wie gehabt, sondern als Selbstdarstellung eines Dorfes, das sich in der Leidensgeschichte wiedererkennen und wiederfinden möchte. Nach einem neuen, gereinigten Text, der in erster Linie die Frömmigkeit des Volkes und die Heilsbotschaft — fernab von historischer Dramatik — als persönliches Anliegen darstellt, strahlt die Aufführung eine innere Dimension aus, die man sonst von Passionsspielen nicht gewohnt ist.Selbstvergessen agieren die Sankt Margarethner,
Karel Havlicek, Zeitungsherausgeber und Redakteur, Schriftsteller und Dichter, vor allem aber Panslawist, ist der Gegenstand dieses Buches. Ein Mann, gegen seinen Willen Revolutionär, der die Meinung vertrat, daß die Slawen im Verband der Donaumonarchie ihre nationale Identität finden könnten.Der Neoabsolutismus der Ära Bach mißversteht die positive Rolle des jungen Tschechen. Man erkennt nieht, daß man mit Havlicek ein Konzept verwirklichen könnte, das sowohl den nationalen Zielen der Tschechen hätte dienen können als auch Grundlage einer umfassenden Konzeption eines
(Seebühne Mörbisch; „Im weißen Rößl” von Ralph Benatzky) Ein gigantisches Aufgebot an Menschen, Kostümen, Lichtern, unterstützt von Pferden, einer tanzenden Kuh, sich verselbständigenden Mikrophonen versucht unter Aufbietung aller vorhandenen Kräfte. Ralph Benatzkys Singspiel an den Neusiedlersee zu transferieren. Rudolf Buczo-lich und Dagmar Koller spielen und singen das Liebespaar mit unterschiedlichem künstlerischen Erfolg (aber mit größter Zustimmung des Publikums), Karl Dönchs Giesecke und der schöne Siegismund von Joachim Kemmer zählen zu den weiteren Pluspunkten der
(Internationales Kammermusikfest Lockenhaus) Ganz Lokkenhaus hat etwas mit diesem Kammermusikfest zu tun. Es klingt in der Kirche, in der Burg, in der Schule — von Instrumenten, gespielt von allererster Virtuosenhand (Gidon Kremer, Ta-bea Zimmermann, Boris Perga-menschikow, Misha Maisky,Christoph Eschenbach, Heinrich Schiff, Gerard Caüsse u. v. a.) oder von Nachwuchskünstlern. Man versuchte heuer, wieder andere Wege zu gehen - nicht nur solche der ausgewalzten Kammermusik-Trampelpfade, sondern auch Ausgefallenes und Kurioses zu bringen.Besonders breit und auch gelungen sind die immer
(Jüdisches Museum, Eisenstadt, Unterbergstraße 6, bis 26. Oktober) Die interessante Dokumentation „Bilder zur Bibel im Judentum” hat an Hand von Kopien und Faksimile-Ausgaben das Kuriosum jüdischer Bilderkunst zum Gegenstand. Das weithin bekannte Bilderverbot der Juden, durch den Islam dramatisch verstärkt, läßt vergessen, daß schon im 2. Jahrhundert n.i Chr. der Beginn jüdischer Figurenmalerei anzusetzen ist und daß eine syrische Synagoge (Dura Europos) Bilder aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert schmücken: Wandmalereien zum Pentateuch und zu anderen altte-stamentlichen
(Ethnographisches Museum Kittsee, bis 28. April) Die Wanderausstellung über die Kroaten im Burgenland, bisher in einigen kroatischen Dörfern gezeigt, ist nun im Schloß Kittsee zu sehen. Die Volksgruppe der Kroaten, im Laufe des 16. Jahrhunderts ins Land gerufen, hat in den Landstrich des ehemaligen Westungarn eine wesentliche kulturelle Komponente gebracht. In den kroatischen Dörfern hat sich unverwechselbares Volkstum entwickelt, über Jahrhunderte hinweg ist ein Modell friedlichen und funktionierenden Zusammenlebens entstanden. Im Zeitalter der Reformation blieben die Kroaten katholisch
(Ethnographisches Museum Kittsee; bis 29. November.) Albanien, jene dem westlichen Mitteleuropäer so fremde Welt, von der er glaubt, daß sie rückständig und primitiv sei. Die Sonderausstellung über „Albanische Volkskultur" weist auf ein hochstehendes Hirtenvolk, dessen eigenständige Kunstwerke von einem immensen Formenreichtum sind und das seinen Lebensablauf, den Alltag, die Feste und den Ablauf des Jahres mit vielfältigen Symbolen und Utensilien ausgestattet hat.Auch österreichische Forscher haben viel zur Erhellung und Sammlung wichtiger Bereiche albanischer Volkskunst
(Seespiele Mörbisch; „Die gold'ne Meisterin" von Edmund Eysler) Der goldene Boden des Handwerks in Wien wird in dieser Operette beschworen, die „gold'ne Meisterin" als Wanderer zischen den Welten des herabgekommenen Adels und des soliden Bürgertums in einem Wien des 16. Jahrhunderts. Allein, weder Operettenkomponist noch Realisierung auf der Seebühne kümmern sich viel um ständische und historische Problematik. Eysler hat dieser eigentüfnlichen Szenerie des Librettos einige schöne Melodien mitgegeben, die in der leichten Welt von Flitter und Tand wichtiger sind.Und so genießt es der
Das spontan entstandene und auf unkonventionelle Weise geführte Lockenhauser Kammermusikfest ist nun in sein drittes Jahr gegangen. Als routinierter Festspielbesucher kennt man sich jetzt schon etwas aus, kalkuliert die Überlängen der „Marathons“ und „Mini-Marathons“ in seinen Zeitplan ein und hat überhaupt das Gefühl, daß auch Unkonventionelles zu Konvention und Routine werden kann.Neu sind heuer viele junge Musiker, die dem Programm des Kammermusikfestes wirklich guttun. Ich erinnere mich an eine herrliche Bartok-Solosonate, gespielt von Nigel Kennedy, an mehrere wunderbare