7022075-1988_48_22.jpg
Digital In Arbeit

Wiener Groteske

Werbung
Werbung
Werbung

Allzuoft wird jede skurril anmutende Literatur gleich in die Nähe von Herzmanovsky-Orlan-do gerückt. Dies ist aus zweierlei Gründen bedauerlich: erstens sind viele diesem Anspruch nicht gewachsen (wer mißt sich schon gern mit Torberg!), und zweitens werden dabei oft die wahren Qualitäten eines Autors übersehen.

Peter Szivatz zählte zu den Qualitätsvollen. Sein fast zehn Jahre nach seinem Freitod endlich erschienener Roman „Kipfler“ hat alle Voraussetzungen, Irrtümer hervorzurufen. Da wimmelt es von den verschiedensten Typen Wienerischer Prägung, in scheinbar skurriler Ver-sponnenheit sind sie schicksalhaft aneinander gebunden, miteinander verwoben. Doch die scheinbare Skurrilität trügt, ist keine abstrakte, sondern eine ganz konkrete, mehr grotesk als skurril.

Szivatz hat genaugenommen einen modernen Heimatroman über Wien geschrieben. Und wer es versteht, mehr als nur die gedruckten Buchstaben in sich aufzunehmen, wird bemerken, daß dies ein Buch von höchst melancholischer Heiterkeit ist: Ein Buch aus Wien eben.

KIPFLER. Von Peter Szivatz. Edition Atelier, Wien 1988. 210 Seiten, öS 280,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung