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Wilhelm Raabe pur

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Wer hat ihn nicht gelesen oder aber vom Deutschlehrer auch gar nicht so freiwillig vorgesetzt bekommen? Wilhelm Raabe (1831-1910) symbolisiert fast ein ganzes literarisches Zeitalter, ja überbrückt es auch. Der Braunschweiger Dichter wird zwischen Jean Paulscher Romantik und pessimistischem Realismus eingeordnet.

Lange Zeit über war Raabe gewissermaßen Monopol und „Rückzugsgebiet" konservativer Schulmänner, war seine wohl nur vordergründige Idyllik wohlgelitten, um seine philiströse Maske quasi intentional „vergesellschaften" zu können. Aber der Autor des „Hungerpastors" oder der „Chronik der Sperlingsgasse" entzieht sich im Grunde allen germanistischen Idealisierungen.

Die erste gründliche und ernstzunehmende Biographie seit Jahrzehnten, die der prominente Heidelberger Literaturkritiker Werner Fuld nun vorgelegt hat, räumt mit nicht wenigen Klischees gründlich auf. Sie ist hervorragend recherchiert und vor allem einfühlsam verfaßt. Fulds Piadoyer für Raabe muß als wirklich erhellende Lektüre angesehen werden, welche ebenso die krassen Widersprüche deutscher Sozietät des vorigen Jahrhunderts vor Augen führt.

Außerdem weist Werner Fuld mit dieser, von vielen doch sehr überraschenden Erkenntnissen getragenen Lebensbeschreibung eines ziemlich schlüssig nach: Mit Wilhelm Raabe nimmt gewissermaßen erst die deutsche Literatur der Moderne ihren Anfang. Der reich illustrierte Band wird sicherlich zum fixen Bestandteil derRaabe-Forschung zu rechnen sein.

WILHELM RAABE. Von Wemer Fuld. Carl Hanser Verlag, München 1993. 383 Seiten, illustriert, öS 437,-.

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