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Wir „Volk Gottes

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Wenn heute die „Laien“ um ihre Rechte ringen, dann vermutet Peter Neuner, Dogmatikprofes-sor in München, daß mit der Theologie und der Praxis des „Volkes Gottes“ etwas nicht in Ordnung ist. Die auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil nicht aufgehobene Spaltung zwischen den Klerikern und den „Laien“ — und deren Definition als NichtKleriker — sieht Neuner im neuen Band „Der Laie und das Gottesvolk“ am vorläufigen Ende einer verhängnisvollen Entwicklung.

In einem historischen Uberblick zeigt der Münchner Dogma-tiker den Bedeutungswandel des Begriffs seit den Anfängen des Christentums auf. Auf die Rolle des Mönchtums, der mittelalterlichen Armutsbewegungen, die Auswirkungen der Reformation und die Neubesinnung auf den „Laien“ im 19. Jahrhundert wird verwiesen.

Neuner setzt der in der nach-konziliaren Zeit verschärften Zu-schreibung des Weltdienstes an die „Laien“ und des Heilsdienstes an die Kleriker den Begriff „laos“ - „Volk Gottes“ - für die Kirche als ganze entgegen. In der Besinnung auf dieses „Volk Gottes“ müßten sich Strukturen und Or-ganisationsformen entwickeln, die aüen Gliedern dieses Gottesvolkes, also in erster Linie den „Laien“, entsprächen. Die Notwendigkeit von Ämtern bilde keinen Widerspruch zur Tatsache, daß das gesamte „Volk Gottes“ den Glauben bewahre und weitergebe, Sakramente spende und seinen Weltauftrag vollziehe.

Daraus ergäbe sich auch für alle Christen eine grundlegend gemeinsame Spiritualität, die nach der jeweiligen Lebenssituation zu differenzieren sei.

Trotz des derzeit steinigen Bodens sollten Neuners Ansätze weitergedacht werden.

DER LAIE UND DAS GOTTESVOLK. Von Peter Neuner, Josef Knecht-Verlag Frankfurt 1988. 224 Seiten, kart, oS 250.

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