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Wirtin zwischen Goldoni und Nestroy

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„Die Wirtin“, die Peter Turrini frei nach Goldoni schrieb, behängt d as von dem großen Italiener geschaffene Handlungsvehikel mit genau jenem Ausmaß bitterböser Sozialkritik, das die Unterhaltung nicht schmälert. Dieses (seinerzeitim Volkstheater für Österreich erstaufgeführte) Stück scheint wie geschaffen für das neue „Theater an der Donau“ draußen in der Steigenteschgasse, wo es ein neues Publikum für das Theater zu gewinnen und das regelmäßig in die innenstädtischen Theater pilgernde davon zu überzeugen gilt, daß man auch in Neu-Kagran ins Theater gehen kann. Turrinis deftige „Miran- dolina“-Version drängt ihren gesellschaftskritischen Standpunkt nicht auf, sondern entwickelt ihn aus der Handlung. Die sozialen Verhältnisse der Personen wurden von Turrini verdeutlicht, sie agieren auch nicht mehr im für uns luftleer gewordenen Raum der Commedia dell’arte, sondern als Menschen, die wissen, woher sie kommen und wer sie sind, und was sie demzufolge an Bitterem und Bewußtem von sich geben, erscheint logisch. Und logisch erscheint plötzlich der von Turrini nun wirklich vom Kopf auf die Füße gestellte Schluß. Der Mann mit dem Geld bekommt die Wirtin. Goldoni mit einem kräftigen Schuß Nestroy.

Wobei man sich glänzend unterhält Renata Kastelik ist eine köstliche, resolute, zwischen Emanzipation und Gefühl schwankende Wirtin, Ottwin Schober ein beklemmend lebensechter verklemmter Miesnik, der die Trist- heit des Schicksals, das Mirandolina erwartet, nachempfinden läßt. Thomas Stolzetti, Hansjörg Hammerer, Michael Gampe, Claudia Semrau, Sissy Weiner: Ein Team, das der von Franz Strohmer inszenierten Produktion jenes Niveau garantiert das geeigneterscheint, auch die regelmäßigen Theaterbesucherunter den Donaustädtern für einen Abend im Bezirk zu halten. Beziehungsweise es rechtfertigt, hinauszufahren. Es steht dafür.

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