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Wittgensteins Wien

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Daß Ludwig Wittgenstein, gegen seine eigenen Absichten, zu einer Kultfigur der Gegenwart geworden ist, ließe sich schon an der Anzahl der jährlich über ihn erscheinenden Bücher ersehen.

Allan Janik und Stephen Toul-min haben vor zwölf Jahren in Amerika ein Werk veröffentlicht, das nun endlich auch in deutscher Sprache vorliegt und seinerzeit die einseitige positivistische Vereinnahmung dieses großen österreichischen Philosophen korrigierte. Unkonventionell geschrieben, erschließt dieses Buch das Denken Wittgensteins auf dem Hintergrund des geistigen und kulturellen Lebens des Wien der Jahrhundertwende.

Wittgensteinspezialisten können darin nicht nur neue und originelle Vorschläge der Interpretation finden, sondern auch Erklärungen für manche bisher rätselhaft gebliebenen Gedanken Wittgensteins. Daß Janik und Toulmin den „Tractatus” als ein ethisches Unternehmen interpretieren, ist inzwischen allgemein anerkannt worden.

Nichtspezialisten werden im Buch einen Zugang zum Denken Wittgensteins vorfinden. Ohne unsolide Simplifizierungen wird das Grundgerüst dieses Denkens herausgearbeitet und in seiner Verwurzelung dargestellt.

Eine kleine Prise Ironie macht das Buch lesenswert und hebt es angenehm von jenen Arbeiten ab, die Wittgensteins Absichten mit monströsen Interpretationsgeschwülsten zu ersticken drohen.

WITTGENSTEINS WIEN. Von Allan Janik u. Stephen Toulmin. Verlag C. Hanser, München, Wien 1984. 384 Seiten, geb., öS 310,40.

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