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Wo bleibt der Mahner?

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Als Kardinal Innitzer vor 30 Jahren starb, dauerte es sieben Monate, bis sein Nachfolger Franz König ernannt wurde. Seit dessen Rücktritt sind fast vier Monate vergangen, ohne daß ein Nachfolger am Horizont erkenntlich wäre — obwohl diesmal kein Vizekanzler gegen den Vorschlag des Vatikan sein Veto einlegen dürfte.

Keiner Institution tut es gut, wenn durch Monate keine Entscheidungen gefällt werden können, die den kommenden Chef präjudi-zieren könnten. Aber hier ist nicht nur die Kirche von Wien betroffen.

In einer Zeit schwankender Wertbegriffe, in einer Zeit der Orientierungslosigkeit, erwarten die Menschen mehr denn je von den Sprechern

der Kirche mahnende Worte, die zurechtrücken, was verloren zu gehen droht.

Der Erzbischof von Wien, wer immer es sein wird, ist sicherlich nicht der einzige, der diese Rolle zu spielen hat, aber der traditionsgemäß erste Repräsentant der Kirche in Österreich hat eben sein besonderes Gewicht.

Umso mehr, wenn auch der erste Repräsentant des Staates vor dem Tag steht, da seine eigene Aufgabe als Mahner zu Ende geht und ein Nachfolger erst in diese Rolle hineinwachsen muß.

Nicht erst das abgelaufene Jahr hat gezeigt, wie schwankend der ethische Grund ist, auf dem unser Staat steht. Umso dringender braucht er den berufenen Mahner.

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