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Wo Noahs Arche landete

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(Kartause Gaming, Nö., täglich außer Dienstag, bis Oktober) Die aufgelassene, von einer Besatzungsmacht verwüstete Kartause Gaming bietet heuer sogar vier Ausstellungen gleichzeitig: Neben der ständigen, der Selbstdarstellung des Doppelklosters mit den heute vermieteten Schweigezellen, dient eine der örtlichen Malerei, während zwei weitere von der Außenstelle des Wiener Völkerkundemuseums betreut werden: „Völker in Urwald und Wüste" und „Armenische Kunstschätze".

Letztere wird durch die Wiener Mechitaristen-Kongregation und Leihgaben aus München ergänzt. Sie führt von den Altären der Götter und den Steintreppen des Observatoriums auf den Berg Ararat, wo Noahs Arche landete und von dem aus die Priester den Sirius beobachteten, von der perfekten Keramik des vierten vorchristlichen Jahrtausends im Land Urartu, das mit der Waffenproduktion seiner raffinierten Metallschmelzen den Assyrern Widerstand zu bieten vermochte und doch als erstes Land das Christentum als Staatsreligion übernahm, bis zur bescheidenen Gegenwart, in der nur noch 4000 Heiligtümer aus betonhartem Tuffstein von Macht und Glaubenskraft künden.

Die Ausstellung vermittelt nicht nur Kenntnise über ein hochbegabtes gemartertes Lande nahe der Menschheitswiege und über dunkle Epochen unserer Anfänge, sondern beraubt uns auch unserer gewohnten Überheblichkeit angesichts fremder Kulturen und der Vergangenheit.

Die Gaminger Kartause wird durch diese Aktivitäten (jedes Jahr ein paar restaurierte Räume) wieder zu dem echten uralten Kulturzentrum, das sie vor Zeiten war.

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