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Woher das Übel?

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Hält der Glaube an einen allmächtigen Gott, der die Liebe ist, den Erfahrungen von sinnlosem Leid, von unmenschlicher Barbarei und nicht zu entrinnender Schuld stand? Muß ein allmächtiger Gott seine Existenz angesichts des Übels in der Welt nicht rechtfertigen, muß er nicht beweisen, daß er trotzdem ein liebender Gott ist? Oder müssen wir unsere Vorstellungen von „Allmacht" revidieren?

Oberflächliche Antwortversuche auf diese existenziellen Fragen des Christentums gibt es bereits genug. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Autoren des vorliegenden Buches finden keine „Antwort", die man als Lehrstoff oder als Merksatz weitergeben könnte und die uns beruhigt wieder unseren Alltagsgeschäften überließe.

Der Alttestamentier Walter Groß und der Germanist Karl-Josef Kuschel weichen vielmehr der Radikalität des Fragens nicht aus, sondern konfrontieren unsere Gottesvorstellungen mit alttestamentlichen Texten, in denen Gott selbst als Urheber des Übels erscheint. Diesem biblischen Zugang folgen ein theologiegeschichtlicher und ein literarischer, in dem exemplarisch einige Schriftsteller der Gegenwart, wie zum Beispiel Reinhold Schneider oder Elie Wiesel, zu Wort kommen. Ein abschließender Teil geht kritisch auf Antwortversuche moderner Theologen ein.

Dies ist wohl eines der wichtigsten Bücher zu diesem Thema: zeigt es doch, wie tief die Erfahrungsdimension der biblischen Überlieferung reicht, und daß ein Gespräch mit der Moderne möglich ist.

„ICH SCHAFFE FINSTERNIS UND UNHEIL!" Ist Gott verantwortlich für das Übel? Von Walter Groß und Karl-Josef Kuschel. Matthias Grünewald Verlag, Mainz 1992. 234 Seiten, öS 328,-.

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