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Zeit der Krisen

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Die Zeit des geistigen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels um 1400 — der „Herbst des Mittelalters“, der „Frühling des Bürgertums“ — ist Thema des von den beiden Bochumer Historikern Ferdinand Seibt und Winfried Eberhard herausgegebenen Sammelbandes: Europa 1400 — die' Krise des Spätmittelalters.

Zweiundzwanzig zumeist jüngere Gelehrte untersuchen Krisenphänomene in den geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Erscheinungen innerhalb der europäischen Nationalgeschichte dieser Epoche. Der Bogen wird von Spanien bis nach Byzanz gespannt; leider findet der skandinavische Raum keine Berücksichtigung.

Den Herausgebern erscheint der — für diesen Zeitabschnitt nicht unbestrittene — Krisenbegriff als taugliches Kriterium zur einheitlichen Betrachtung der gesamtkulturellen Entwicklung. Im einleitenden Beitrag kennzeichnet Seibt sein Krisenverständnis mit den Begriffen Disfunktiona-lität, worunter er die Funktrons-unfähigkeit der gegebenen gesellschaftlichen Ordnung versteht, und Disperspektivität, womit der Verlust des Orientierungsrahmens, die weite Ambivalenz zwischen apokalyptischen Ängsten und chiliastischen Hoffnungen bezeichnet wird.

Den Abschluß des Bandes bildet eine von Eberhard verfaßte Synthese aller Beiträge, womit der dem Buch zugrunde gelegte sehr umfassende Krisenbegriff erprobt wird. Alle Arbeiten bieten wichtiges Gedankenmaterial zum Verständnis des Aufbruches der Neuzeit in heutiger Sicht.

EUROPA 1400. Herausgegeben von Ferdinand Seibt und Winfried Eberhard. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1984. 411 Seiten, geb., öS 1-14.-.

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