Vor mehr als zweihundert Jahren — genau: am 29. Oktober 1787 — wurde Mozarts „Don Giovanni“ in Prag aufgeführt. Der Anlaß war wichtig genug, um über das „dramma giocosa“ Mozarts, über die Wurzeln und die Verbreitung der Don Juan-Thematik nachzudenken.Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien verfügt über eine Herbert von Kara-jan-Stiftung. Die neue geisteswissenschaftliche Abteilung dieser Stiftung lud gemeinsam mit dem recht aktiven Ludwig Boltzmann-In-stitut für österreichische Literaturforschung zu einem internationalen Symposion. Zwei Tage lang wurde im Brahmssaal des
Die junge kanadische Photo-graphin Catharine Young erregt mit fünfzig seltsamen, oft rätselhaften Photographien von ihren Streifzügen durch British Columbia und den Nordwesten der USA tiefes Naturerleben, das in innerste Seelenbereiche hinabreicht, und erweckt dadurch in uns eine unbewußte Antizipation des Mit-sich-Alleinseins in der Natur. Den Photos stehen Sätze aus den Tagebüchern des heute auch hier wieder mehr beachteten amerikanischen Naturphilosophen, Dichters und Waldläufers Henry D. Thoreau gegenüber. Die „gleiche Liebe zu dem Gesicht der Erde und das gleiche Vertrauen zu
Die Zeit des geistigen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels um 1400 — der „Herbst des Mittelalters“, der „Frühling des Bürgertums“ — ist Thema des von den beiden Bochumer Historikern Ferdinand Seibt und Winfried Eberhard herausgegebenen Sammelbandes: Europa 1400 — die' Krise des Spätmittelalters.Zweiundzwanzig zumeist jüngere Gelehrte untersuchen Krisenphänomene in den geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Erscheinungen innerhalb der europäischen Nationalgeschichte dieser Epoche. Der Bogen wird von Spanien bis nach Byzanz gespannt; leider findet der
Vvor 50 Jahren, am 1. Mai 1934, wurdeindemGesetzblatt.das die ständestaatliche Verfassung Österreichs „Im Namen Gottes" promulgierte, auch der lange vorbereitete Vertrag mit dem Heiligen Stuhl kundgemacht. Diesem Schritt der päpstlichen Diplomatie waren fünf Jahre davor die Lateranverträge (mit dem italienischen Konkordat) vorangegangen, das Reichskonkordat mit Hitler-Deutschland stand bereits seit 1933 in Kraft.Das österreichische Konkordat hat im großen und ganzen seine Gültigkeit noch heute. Gewichtige Bedenken, die nach 1945 von sozialistischer Seite gegen das dem Geist und
In der Reihe „Byzantinische Geschichtsschreiber" erschien die Biographie Kaiser Basileios I. (867-886), die um 950 sein gelehrter Enkel, Kaiser Konstantin VII., verfaßte. Die Kaisergeschichte stellt die Jahrzehnte des Aufstieges eines Mannes einfacher Herkunft zum oströmischen Herrscher dar.Basileios, der Begründer der Makedonischen Dynastie, erscheint hier im Lichte eines spätantik-christlichen Herrscherideals, als Vorbild für seine Nachfahren. Die dunklen Seiten seines Lebens, Intrige und blutige Gewalt zur Erlangung der politischen Macht, bleiben daher außer Betracht. Trotzdem eine
Die aus einem römischen Tempel herausgewachsene Laurentiuskirche in Enns-Lorch gehört als einstige Bischofsbasilika Ufernoricums zu den bedeutendsten historischen Kultbauten Österreichs. Sie ist eng mit dem Wirken der Heiligen Florian und Severin verbunden.Die von Lothar Eckhart erfolgreich geleisteten Ausgrabungsarbeiten erbrachten sensationelle Ergebnisse. Rudolf Zinnhobler hat aus Anlaß des 198Q gefeierten Severin-Jahres beachtliche Beiträge über wichtige Etappen der Lorcher Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart herausgebracht.In dem Sammelband finden sich — zum Teil schon an
Die Historikergruppe B.oll- mann, March und Petersen hat unter dem Titel „Kleine Geschichte Europas“ einen siebenteiligen geistvollen historischen Essay herausgebrachtIn knappen Gedanken werden Grundlinien der Entwicklung skizziert und so der geschichtliche Beitrag der Völker und ihrer Eliten zur geistig-pplitischen Gesamtgestalt und zu den typischen Lebensformen des Kontinents herausgearbeitet.Die Verfasser sehen in ratio, li- bertas und humanitas die konstanten geistigen Zentralbegriffe der Geschichte Europas. (Diesen möchte der Rezensent noch den Begriff des Individualismus
Peter der Große — Zar und Kaiser, totalitärer Despot und gewaltsamer moderner Monarch — hat in den vier Jahrzehnten seiner Herrschaft (1682-1725) das Antlitz Osteuropas bis heute geprägt.Mit unbändiger Kraft drehte er das dem Orient zugewandte Gesicht Rußlands der westlichen Hemisphäre zu. Seit Peters Regierungsära nahm Rußland in zunehmendem Maße am Kräftespiel der europäischen Mächte teil. Seine Herrscherpersönlichkeit beeindruckte daher auch nach dem Zerfall des Zarismus die führenden Männer der bolschewistischen Sowjetgeschichte.Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß
Der namhafte Tübinger Kirchenhistoriker Karl August Fink untersucht auf Grund der Ergebnisse der modernen ForschungSchwerpunkte der Papstgeschichte, die er' als entscheidende Wegmarken der Entwicklung im Aufstieg des mittelalterlichen Papsttums erkennt und die zugleich die Annahme oder Ablehnung der päpstlichen Hierokratie in der Kirche erkennen lassen.Hiebei geht der Verfasser von dem Grundsatz aus, daß die Kircherigeschichte von der allgemeinen und besonders von der politischen Geschichte des Mittelalters nicht zu trennen sei, da vieles ohne Kenntnis der politischen Vorgänge nicht
Rudolf II., ein Philosoph auf dem Kaiserthron, gehört zu den faszinierendsten Herrscherpersönlichkeiten Europas in der Neuzeit. Seine tragische Ära beschließt das universale Weltbild eines lateinischen Humanismus. Er scheiterte als Mensch und Herrscher in dem Bemühen, die dahinschwindende alte Harmonie vor, dem konfessionellen Extremismus und der intellektuellen Revolution des Rationalismus zu bewahren.Uns ist das Bild Kaiser Rudolfs II. eher aus Grillparzers Bruderzwist als aus der wissenschaftlichen Literatur vertraut. Tatsächlich ist die historische Forschung seiner Persönlichkeit
Der Wiener Ordinarius für Neuere Geschichte, Heinrich Lutz, veröffentlicht in der Reihe „Olden-bourg Grundriß der Geschichte" eine Darstellung der „Reformation und Gegenreformation" in Mitteleuropa, Ost- und Westeuropa und deren Bezüge zur außereuropäischen Welt. Der Zeitraum reicht vom Kaisertum Karls V. bis zum Westfälischen Frieden.Entsprechend der allgemeinen Gliederung dieser Reihe zerfällt auch das vorliegende Werk in drei Teile: der erste beschreibende Teil vermittelt eine zusammenfassende Darstellung der Epoche nach dem heutigen Forschungsstand. Hiebei wird der
Unter den zahlreichen neuen Veröffentlichungen zum Thema Donaumonarchie und Wien in den letzten Jahrzehnten dieses Völkerkosmos greift man gerne zu dem ersten Teil der von Hellmut Andics geplanten Trilogie über die „Gründerzeit — das schwarzgelbe Wien bis 1867".Tatsächlich geht das Buch bis an den Beginn des 19. Jh.s zurück, behandelt in seinem Zeitraum die „Bürgerrevolution" und schließt mit einer umfangreichen Schilderung der Stadterneuerung und der Diskussion um das Ringstraßenprojekt, das ebenso vom militärisch-strategisch wie auch vom künstlerisch-ästhetischen
Knapp vor dem Beginn des Erzherzog-Johann-Jahres 1982, in dem der 200. Geburtstag des „steirischen Prinzen" gefeiert wird, hat Hans Magenschab dessen erste umfassende politische Biographie der Öffentlichkeit vorgelegt.Wurde bisher der Erzherzog in weiten Kreisen oft zu sehr im Lichte einer grünweißen Provinzromantik gesehen, so findet diese Fürstenpersönlichkeit ihre intellektuell, wie menschlich eminent bedeutende Würdigung. Johann wird wohl so manchem Leser in seiner gesamtösterreichischen Bedeutung erst durch dieses Buch richtig bewußt gemacht.In Erzherzog Johann ist das
Die ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest besitzt das Manuskript eines der interessantesten und originellsten osmanischen Quellenwerke des großen Türkenkrieges der Jahre 1683 bis 1799: die Ca’fer Pasche Chronik.Verfasserdieses Werkes ist „Ali“, der aus Temeschwar stammende hochgebildete Siegelbewahrer des türkischen Kriegshelden Ca’fer Pascha des Älteren, der das Format eines „aristotelisch weisen Wesirs“ hatte und die stärkste Persönlichkeit der türkischen Verteidigung in diesem kaiserlichen Offensivkrieg in Ungarn war,Die Chronik beginnt mit der
Wien als die dem Islam verheißene Stadt des Goldenen Apfels der Deutschen! Nach der islamischen Verheißung wird der Sitz des Occi- dentanischen Kaisers dem „Haus des Islams“ zur vorbestimmten Stunde anheim fallen, nicht nur durch die Schärfe der orientalischen Säbel, sondern auch durch die Pfeile des Gebets.Trotz der traumatischen Niederlagen von 1529 und 1683 erfüllte dieser osmanische Traum, durchdrungen von eschatologischen Glaubenselementen, wonach der Cihäd, der Heilige Kampf, die Herrschaft des „Wahren Glaubens“ über die gesamte Menschheit vollenden werde, die Phantasie
Mayerling - und kein Ende? Nach den wichtigen Publikationen von Mitis, Judtmann und Brigitte Hamann nimmt hier erstmals die betroffene Familie Stellung, Marys Vetter Heinrich Baltazzi-Schar- schmid stellt die Schicksale der Familien Baltazzi und Vetsera im Flair der Kaiserstadt dar.Natürlich ist die Mayerlinger Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 bis ins letzte Detail erforscht, erfaßt, dokumentiert, sogar aktenkundig ...jedoch!Ich halte das Buch für die Darlegung eines Gentleman, dessen legitimes Anliegen es ist, die Stellung seiner Familie in der österreichischen und
Stephan Vajda versteht den Begriff Österreicher mehr als Zugehörigkeit zu einem Phänomen, einer Mentalität, einer Geisteshaltung, als zu einer im engstirnigen Sinne verstandenen nationalen Gemeinschaft. Dieses Verständnis kennzeichnet das vorliegende Werk.Es ist ein reiches, spannend zu lesendes Geschichtsbuch, klar und übersichtlich angelegt - gleich geeignet zur raschen Information, wie zum Vertiefen und Reflektieren über typisch österreichische Verhaltensweisen. Ein besonderes Lob verdient die glückliche Auswahl kostbaren Bildmaterials. Allerdings wünscht man sich manchesmal eine
Friedrich Weigend-Abendroth führt uns in seinem neuen Buch in die Zeit des Zusammenbruches des alten Heiligen Römischen Reiches und der Umwertung aller Werte, die von Frankreich aus die deutschen Lande erfaßte. Am persönlichen Erleben des letzten der Paladine der alten Ordnung, dem Mainzer Kurfürsten und Kurerzkanzlers Carl von Dalberg (1744-1817), wird diese Zeitspanne von den frühen neunziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts bis zu dessen Tod in der Restaurationszeit nach dem Wiener Kongreß lebendig gemacht.Der Autor wählt hiezu den faszinierenden Weg der Rekonstruktion 'von
Gerade heute müßte doch das Lesen von Memoiren zu den anregenden Beschäftigungen zählen. Schätzen wir nicht die Schönheit alter Gegenstände und sind sogar bereit dafür kostbare Preise zu bezahlen? Wie hat man aber in dieser Welt gelebt? Wo finden wir den Geist dieser Zeit?Fürstin Nora Fugger-Babenhau-sern ist eines der wenigen Mitglieder der ersten Wiener Gesellschaft, die uns einen Blick in die Athmosphäre des Kaiserhofes gewährt. In ihrer maliziösen Art erzählt sie von ihren ersten Bällen bei Hof, ihren freundschaftlichen Beziehungen zu den Erzherzogen Franz Ferdinand und Otto,
Seit Dezember 1970 sind in Italien die Ehen scheidbar. Der Grundsatz der absoluten Unauflöslichkeit wurde nach jahrelangem parlamentarischem Ringen verlassen — für immer? Seit der legislativen Endphase des Gesetzes Fortuna-Baslini, wie das Scheidungsgesetz nach seinen Initiatoren genannt wird, bereitet die Organisation „Für die Verteidigung der Familie“ ein Referendum gegen dieses Gesetz vor. Noch bevor das Gesetz beschlossen wurde, brandmarkte die Generalversammlung der Bischöfe Italiens in einer offiziellen Erklärung die Ehescheidung als „wahrhaft soziales Geschwür“, das leidvolle Konsequenzen für Ehe, Familie und Gesellschaft nach sich ziehe. Die Bischöfe erklärten weiter, es sei nur recht und billig, daß die italienischen Bürger von allen in der Verfassung verankerten demokratischen Rechten Gebrauch machten, um die Pläne zu durchkreuzen.