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Zeitlose Zeichen

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Das Internationale Institut für vergleichende Musikstudien und Dokumentation in West-Berlin sieht im zwanzigsten Jahr seines Bestehens einem neuen Arbeitsabschnitt entgegen: Die Verbindung von Forschung und Praxis soll intensiviert werden. Faszinierende Einblicke in die Gegenwart überlieferter Kunst-Praxis außerhalb des christlich-abendländischen Einflußbereichs vermitteln die jährlichen Festivals traditioneller Musik, jeweils mit einer Europa-Tournee der beteiligten Gruppen verbunden; das siebte, Japan betreffend, stellte an Eindringlichkeit und Einheitlichkeit seine Vorgänger in den Schatten.

Auffällig war, wie bruchlos

Kult und Folklore ineinandergriffen, ungeachtet des feudalen Hintergrundes aller Aufführungen, die einen zeitlichen Rahmen vom 8. Jahrhundert (Gagaku oder alte Hofmusik) bis zum 17. Jahrhundert (Bunraku, dramatisches Handpuppenspiel und Sankyoku, Kammermusik mit der Wölbbrettzither Koto, der Laute Shamisen, der Bambusflöte Shakuhachi und der Kniegeige Kokyu) umfaßten. Musik, Tanz oder Theaterhandlung sind nicht isoliert zu sehen; allen gemeinsam ist der Zeichen-Charakter.

Die konkrete Erscheinung, sei es in Musik oder Bewegung, Sprache oder Gebärde, weist immer über sich hinaus, „bedeutet“ etwas, das der Europäer nur erahnen kann. Darin ist Zeitlosigkeit ausgedrückt, die Aufhebung der ,JFortschritts“-Idee, zugleich die Bindung an den Schöpfungs- Mythos, die Erneuerung und Befriedung einschließen mag.

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