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Zeitreisen

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Vielleicht nicht ganz zufällig beschäftigt sich die postmoderne Geschichtsschreibung in vermehrtem Ausmaß mit zeittheoretischen Reflexionen jeglichen Zuschnitts. Ganz anders aber verfährt der deutsche Historiker Gerhard Dohrn-van Rossum in seinem hervorragend ausgestatteten Buch zur Geschichte der Uhr, ihrer technischen Entwicklungsformen, aber auch den damit zusammenhängenden Zeit- beziehungsweise Gesellschaftsordnungen, indem dieser nämlich vor allem sachliche Informationen präsentiert.

Die Zeitmessung in agrarisch strukturierten Gemeinschaften wird ebenso behandelt wie die in der mittelalterlichen Stadt. Besonders brillant verfährt der Autor aber mit den Fragen der Zeitordnungen im beginnenden Industrialismus. Unmöglich, die wohlbelegten „Zeitreisen" durch die abendländische Kulturgeschichte hier im einzelnen aufzählen zu können, sei nur etwa auf die ausgesprochen spannend geschriebenen Kapitel „Die spätmittelalterlichen Uhrmacher", „Arbeitszeit" und „Stundenlohn" hingewiesen.

Dohrn-van Rossums Forschungsbericht, der einen weiten Bogen von der antiken Sonnenuhr bis hin zur Weltzeit messenden Atomuhr zu spannen vermag, wird sowohl den Laien als auch den Kulturhistoriker schon aufgrund des erfrischend unakademischen Zugriffs zu faszinieren wissen. Dieses aufklärende, reich illustrierte Buch muß künftig wohl den einschlägigen Standardwerken hinzugezählt werden.

DIE GESCHICHTE DER STUNDE. Uhren und moderne Zeitordnungen. Von Gerhard Dohrn-van Rossum. C. Hanser Verlag, München 1992.415 Seiten, öS 530,40.

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