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Zeittunnel

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Die Bregenzer Festspiele stellen auf der Suche nach der eigenen Identität Opernraritäten in ungewöhnlichen Inszenierungen zur Diskussion. Heuer heißt das Experiment „Mazeppa", Tschaikowskys 1883 nach Puschkin

komponierte unbekannte Oper über eine historische Figur. Die Geschichte des ukrainischen Kosakenhauptmannes, der ehrgeizig politische Pläne verfolgt und eine junge Frau verführt, wird in einer Art „Zeittunnel" ins Jetzt transferiert und erhält durch die jüngste Vergangenheit unglaubliche Aktualität.

Der junge englische Regisseur Richard Jones, erstmals in Bregenz, bevorzugt unkonventionelle Mittel: Machtmißbrauch, Gewalt und Grausamkeit werden in grellem (Neon)Licht und mit einem Ballett glatzköpfiger KGB-Schergen als Symbol für Aggression in Szene gesetzt. Tschaikowskys teils folkloristisch durchsetzte Musik hält diese radikalen Regieideen spielend aus, verblüfft durch geniale Schönheit, Dramatik und Abgründigkeit - die Wiederentdeckung hat sich schon deswegen gelohnt.

Dirigent Pinchas Steinberg schwelgt in üppigen Klangmalereien, feilt penibel an packenden Chorszenen, die Wiener Symphoniker wachsen über sich hinaus. Die erste Garnitur russischer Opernstars, mit Sergeij Leiferkus, Wladimir Atlantow, Larissa Djadjakowa, Anatolij Kotscher-ga und - mit Abstrichen - Ljubov Sharnina machen diesen Abend auch zu einem Fest der Stimmen.

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