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(Zer-)Stören

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Gerade grotesk mutete letzthin eine Szene vor der Wiener Universität an: Zu dem an diesem Ort betriebsamsten Zeitpunkt, so um elf Uhr vormittags, postierten sich zwei Kleinbusse der beiden Großparteien vor einem der Nebeneingänge — nur wenige Meter von einander entfernt. Zunächst ein durchaus üblicher Anblick in Wahlkampfzeiten wie diesen.

Der ÖVP-Bus selbst wurde zu einer Kleinbühne für engagiertbeschwingte Folk-Musiker. Eine

Unzahl von bunten wie hübschen Vogelmädchen verteilte strahlend „grüne“ Busek-Reklame. Ein schillerndes Bild neben dem etwas farblosen SPÖ-Bus, der sich als eine Demonstration der sozialistischen Frauen entpuppte.

Fast auf die Minute genau begannen sie dann auch beide Wirbel zu schlagen. Das heißt: zu musizieren. Folk-Klänge kämpften gegen die von einer Leier begleitete Frauenstimme: „Lieder gegen die Herrschaft des Mannes“.

Als Zuhörer hatte ich von keinem etwas.

Das im Augenblick amüsant anmutende Schauspiel hatte aber für mich mehr symbolischen Wert: (Zer-)Stören um des (Zer-) Störens willen, das Desinteresse am anderen.

Hätte nicht, -statt Lautstärke zu messen, ein kompromißbereites Wechselspiel, ein Einander-Aner- kennen, auf die jungen Zuhörer mehr Eindruck gemacht?

Meine Empfindung: Die etablierten Partpien haben immer noch nicht verstanden, wodurch eine Protestbewegung entstehen konnte. Kommen sie in der letzten Phase doch noch drauf, lernen den Wandel der Werte, besonders unter Jugendlichen, begreifen?

Sie könnten sehr gewinnen: auch Stimmen. Sofern sie das wollen.

Die Autorin ist Publizistikstudentin.

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