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Zerteilte Zeit

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Der Mensch, die Zeit, die Ewig­keit. Darum geht es in diesen Ge­dichten Franz Turniers. Was nun läßt sich gewinnen, aus der dem Dichter zugemessenen Zeit, die kommt und geht und vergeht und der er nur im Augenblick zu begeg­nen vermag? Er vertraut sich ihr an, ihrem Fließen, ist mitten drin, su­chend, erhaschend, was im Vor­übergleiten sich bietet.

Und das ist so viel, daß er mit seinen Worten sparsam sein muß, wenn er schaut und schaut und im nachhinein festhält, was sich fest­halten läßt. Deshalb auch zerteilt er die Zeit, teilt sie auf, je nachdem, ob sie „erfüllt" oder „unerfüllt" war. Seine „Jahre" gehören nicht ihm. Was er besitzt, ist allein seine „Schrift". Diese ist ihm Erfüllung. Sie bleibt. Als Fragment, versteht sich, und dennoch als das umfas­sende Bild eines Menschseins, das nicht nur Südtirol verpflichtet ist, dem Land der Geburt, und Ober­österreich, dem der frühen Entwick­lung, sondern vor allem auch Ita­lien, darüber hinaus natürlich Europa, schließlich Ägypten.

Das Überflüssige also fällt weg, obwohl doch der Dichter gerade die kleinen, unscheinbaren Dinge er­faßt und sich zu eigen macht. Sein Sinnen freilich geht und ging ja schon immer von außen nach innen, einen „blind ertasteten" Weg, der ihm diesmal, nach Ahnungen und einem hinfällig stürmischen Tap­pen, das mythische Bild von der „Wohnung der oft verfehlten / viel­beschriebenen Gottheit" als letztes Ziel offenbart.

DAS ZERTEILEN DER ZEIT. Von Franz Turnier. Haymon Verlag, Innsbruck 1989. 78 Seiten, öS 148,-.

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