7074435-1993_13_09.jpg
Digital In Arbeit

Zeugen der Auferstehung

19451960198020002020

Um es kurz zu sagen: Den neuen Werken der Bischöfe Egon Kapellan (Gurk-Klagenfurt), Reinhold Stecher (Innsbruck) und Johann Weber (Graz-Seckau) ist eine große Leserschar (vor allem auch unter „Fernstehenden") zu wünschen.

19451960198020002020

Um es kurz zu sagen: Den neuen Werken der Bischöfe Egon Kapellan (Gurk-Klagenfurt), Reinhold Stecher (Innsbruck) und Johann Weber (Graz-Seckau) ist eine große Leserschar (vor allem auch unter „Fernstehenden") zu wünschen.

Werbung
Werbung
Werbung

Auch wenn sie sehr eigenständige Persönlichkeiten sind, was auch in ihrem Schrifttum zum Ausdruck kommt, stimmen die drei Bischöfe, die jüngst neue Bücher vorlegten, im wesentlichen sichtlich völlig überein.

Es sind durchwegs österliche Bände, obwohl nicht in allen das Fest der Auferstehung des Herrn so im Zentrum steht wie beim „Kunst-, Liturgie-und Jugendbischof' Kapellari in seinem Buch „Ein Fest gegen die Schwerkraft". Der Kämmer Oberhirte meditiert nicht nur über die eindrucksvollsten Bibelstellen zum österlichen und nachösterlichen Geschehen, erruft auch die schönsten Texte aus dem zweitausendjährigen Liturgieschatz der Kirche (etwa den Osterkanon des Johannes von Damaskus) in Erinnerung. Und er schlägt die Brücke zur modernen Kultur, indem er auch Bezug zu Christen wie Heinrich Boll und Franco Zeffirelli nimmt.

Kapellaris Betrachtungen sind tiefsinnige Ausdeutungen dessen, was er in der Einleitung folgendermaßen formuliert: „Ostern ist eine Zukunftsperspektive für die ganze Menschheit und den ganzen Kosmos. Der Christ versteht sich nur dann recht, wenn er sich als österlichen Menschen begreift. Ostern ist ein Fest gegen die Schwerkraft. Ein Fest, das Flügel geben kann gegen alles, was zu Boden zieht."

Sein Innsbrucker Amtsbruder Reinhold Stecher ist längst der Bestseller-AutorunterÖsterreichs Bischöfen, auch dank von Begabungen, die nicht jedem in die Wiege gelegt werden. Sein (auch, vom Autor gelesen, auf Kassette erhältlicher) Band, .Heiter-besinnlich rund um den Krummstab", in dem er kirchliche Anekdoten mit ebensoviel Humor wie Hintergründigkeit erzählt, hat bereits fünf Auflagen mit insgesamt 60.000 Stück erreicht. Erfreuen dort auch die Zeichnungen des Bischofs den Leser, so sind es in seinem neuen Buch, „Ein Singen geht über die Erde" ganz einfache, aber in Stimmung und Farbkomposition berührende Aquarelle.

Für Stecher geht „trotz allem", trotz des vielen Leides, das er nicht unerwähnt läßt, ein Singen über die Erde. Er beginnt sein Buch mit Erinnerungen an den Ostersonntag 1945, den er nach einem 3500-Kilometer-Marsch in einem norwegischen Dorf erlebte, dessen Kirchenglocke er heute noch im Ohr hat.

Von einem Bischof fordert Stecher in erster Linie, daß er, Zeuge der Auferstehung" sein muß:„Es scheint mir heilsam, daran zu erinnern - in einer Zeit, in der Bischofskandidaten nur von Fragen wie Frauenweihe und Befreiungstheologie, Pille und Volksaltar, Sexualerziehung und Ministrantinnen und ähnlichem umschwirrt werden". Von sich selbst bekennt Stecher in diesem Buch - bei aller Abgrenzung von „Fundamentalisten der unguten Art" in den eigenen Reihen: „Hinsichtlich der Auferstehung Jesu bin ich ein Fundamentalist."

„Bei den Leuten" nennt der Grazer Oberhirte Johann Weber - er konnte für sein Buch Reinhold Stecher als Illustrator gewinnen - sein Opus, das sich mit fast allem befaßt, das einem Bischof so begegnet, nämlich, wie die Kapitelüberschriften verraten, unter anderem: Feuerwehr, Bürgermeister, Blasmusik, Pfarrgemeinderat, Kirchenchor, Ministranten, Firmlinge, Kaplä-ne, Pfarrer, Kirchtür, Altar, Evangelien, Sakristei, Pfarrchronik, Beitragsstelle, alte Frauen, Ordensfrauen, Propheten - „solche und solche"... Kaum ein kirchliches Problem bleibt in diesem Buch unerwähnt, sehr menschlich und in seiner ausgleichenden Art geht Weber darauf ein, läßt manche Kritik an der Kirche gelten und weist manche ebenso entschieden zurück.

Auch Bischof Webers Werk ist ein österliches Buch, eines, das Hoffnung für die Kirche unseres Landes gibt. Wie schreibt er doch im Nachwort:

„Ich glaube, es gibt nicht viele, die ein solches Maß an Erfahrungen ge-wirihen und so vielfältige Begegnungen erleben wie ein Bischof, der über 20 Jahre mit seinem Hirtenstab durch das Land wandert. Und deshalb verweigere ich mich den zahlreichen Anklagen, die Kirche in Österreich sei glaubenslos, ja untreu geworden und bedürfe deshalb einer gewaltsamen Revision. Ihre innere Wirklichkeit ist anders, undramatisch. Für den, derohne inneren Mißmut sehen kann, enthüllt sie ihr Antlitz. Es hat etwas von jenem Lächeln, das im Evangelium nicht berichtet wird, das es aber sicher gegeben hat: das Lächeln Mariens, als sie von der Auferstehung ihres Sohnes erfuhr."

EIN FEST GEGEN DIE SCHWERKRAFT. Osterbetrachtungen. Von Egon Kapellari. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1993. 120 Seiten, öS 168,-.

EIN SINGEN GEHT ÜBER DIE ERDE. Österliche Bilder und Gedanken. Von Reinhold Stecher. Mit 22 Aquarellen des Autors. Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien 1993, 88 Seiten, öS 248,-.

HEITER-BESINNLICH RUND UM DEN KRUMMSTAB. Von Reinhold Stecher. Tyrolia Verlag, 5. Auflage, Innsbruck-Wien 1993. 100 Seiten, öS 190,-. (Audiokassette öS 240,-.) BEI DEN LEUTEN. Erlebnisse und Gedanken eines Bischofs. Von Johann Weber. Mit Zeichnungen von Reinhold Stecher. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1993. 142 Seiten, öS 168,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung