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Zikadentreff

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Es gibt eine europäische Region, die eine uralte Verquickung und einen intensiven Kulturaustausch mit der arabischen Welt im Verlauf der Geschichte erlebt hat: Andalusien. In der poetischen Entwicklung war es vor allem die metaphorische Sprechweise, die diese arabisch unterlegte Lebensader der andalusischen Dichtung von Göngora, Jimenez, Villaespesa, die Machado-Brüder, Lorca, Alberti bis hin zu den jüngeren Poeten Mantero, Pablo del Aguila und Juan Cobos Wilkins prägte.

Annemarie Zornack und Hans-Jürgen Heise haben im „Zikadentreff' vielfältige Motive Andalusiens zum Ausgangspunkt ihrer Poesie genommen und ein sprachliches Mosaik daraus geschaffen, das bemerkenswert ist. Während Hans-Jürgen Heise, ein großer Verehrer des lyrischen Werks von Federico Garcia Lorca, sich den seelischen Wirksamkeiten näher fühlt, gleichsam auf die poetischen Phänomene verweist, geht Annemarie Zornack direkt auf die konkreten Erlebnisse ein und spürt den sichtbar gewordenen Ereignissen nach.

In den Gedichten wird ein Dichter-Colloquium unter freiem Himmel abgehalten, das den brotlosen Sang der Zikaden kennt. Dabei tauchen urplötzlich kleinste Bildwelten mit größter Sehschärfe auf, die bestechen. Heise: „Andalusien/ein Fieberanfall / in einem nördlichen / Gehirn." Zornack: „die Staubwedel der palmen / haben den himmel / blankgeputzt". Heise: „Und die Landstraße / ein Schnürsenkel am Schuh des Campe-sino". Zornack: „in der frühe klatschten regentropfen / aufs pflaster: die hufe der esel / die zur feldarbeit trabten". Heise: „Spanisch ist hier / nur die Brücke - eine Tilde / Die Frösche quaken weiterhin / ihr gutturales Arabisch". Es liegt auch eine Tonkassette des Buches vor.

ZIKADENTREFF. ANDALUSISCHE MOTIVE. Gedichte, Kompositionen, Grafiken. Aphaia Verlag, Berlin 1991. 86 Seiten, öS 273,-(Tonkassette öS 133,-).

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