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Zu einseitig

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Das ist zweifellos die bisher umfassendste Geschichte der Judenfrage, die der jüdische Historiker hier in jahrzehntelanger Forschung zusammengestellt hat. Der eigene Band für Bemerkungen und Exkurse bestätigt die Seriosität dieses trotz aller Wissenschaftlichkeit gut lesbaren Werkes.

Dennoch ein gewichtiger Einwand: für den Laien nicht erkennbar, muß der Kenner der jüdischen Geschichte, seiner vielfältigen Entwicklung durch Jahrhunderte in den verschiedenen Teilen der Welt und der neuesten Literatur einen wesentlichen Mangel feststellen. In seinem verständlichen und menschlich sympathischen Engagement bleibt der Autor einer wissenschaftlich kaum zulässigen (ideologischen) Einseitigkeit verhaftet.

Wichtige Bücher, die die Geschichte des Judentums aus völlig neuer Sicht beleuchten, fehlen. Ohne auf deren Inhalt einzugehen, polemisiert Alex Bein gegen in seinen Augen gegnerische ideologische Positionen und stellt ihnen wissenschaftlich nicht belegbare Behauptungen und Vermutungen gegenüber.

Auch wenn man seine eigene Sichtweise akzeptiert, wäre der Autor glaubwürdiger, hätte er sich mit den von ihm abgelehnten Positionen mit derselben wissenschaftlichen Sachlichkeit auseinandergesetzt, die sein Werk sonst auszeichnet.

Auch in der Frage des christlich-jüdischen Dialoges verläßt den Historiker die nüchterne Wissenschaftlichkeit. Seine Verbitterung ist vielleicht ungerecht gegenüber jenen, die sich wirklich darum be-mühen.das nach wie vor bestehende Desinteresse breiter Kreise macht sie allerdings verständlich.

DIE JUDENFRAGE. Von Alex Bein. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1980, Band 1: 464 Seiten, Band 2 (Anmerkungen, Exkurse, Register): 430 Seiten, öS 446.60

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