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Zuckerln für Markensammler

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Der Umschlag ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen: Zehn „Rote Merkure” hat wohl auch „Ulli” Ferchenbauer nicht auf einem Haufen liegen gehabt, um sie photographieren zu können. Da mußten wohl entsprechend viele „Blaue” erst sanft erröten. Was aber dann im Inneren der nun schon dritten Bearbeitung des alten, immer wieder aktuellen Themas „Österreich 1850-1918” (nun ausgeweitet bis zum Ende der Monarchie und auf alle ihre Nebengebiete) geboten wird, läßt wohl auch manchen alten Hasen unter der Sammlerschaft vor Neid erblassen. Jener Brief etwa aus dem ungarischen Nagy-Dorog mit einem Siebener- und einem Sechzehnerblock der 9 Kreuzer von 1850, oder das „Bodenbach-Provisorium” der 4-Kreuzer-Zeitungsstempelmarke, die handschriftlich auf 2 Kreuzer abgeändert wurde, oder jene Briefe aus den österreichischen Levantepostämtern, die neben der Frankatur mit dem Kaiseradler noch griechische oder ägyptische Zusatzfrankaturen tragen.

„Der Ferchenbauer” ist, seit er vor erst fünf Jahren zum ersten Mal erschien, damals noch beschränkt auf die strenge „Klassik”, längst zum Standardwerk geworden, das für den Altösterreichsammler so bindend ist wie der „Michel” für den mitteleuropäischen oder der „Yvert” für den französischen Normalsammler. Aus dem Spezialkatalog der frühen Österreich-Ausgaben ist inzwischen das

Handbuch für den ganzen Bereich der Habsburger-Monarchie - zum mindesten des cisleithanischen Teils - geworden. Zwei Karten umreißen die Ausdehnung des Geltungsbereichs jener Marken, die den Habsburgeradler, den Merkurkopf oder das Porträt der letzten Kaiser trugen.

Zu den Gebrauchsausgaben, die jeder Österreich-Sammler wenigstens mit den erreichbaren Werten in seinen Alben hat, und die hier bis zür letzten Plattenvariante und in allen Mehrfach- und Kombinationsfrankaturen erfaßt sind, treten die Probedrucke, Essays, Neudrucke, die Ganzsachen, die Ausgaben der Levantepost und nun neu die der Feldpost, jene aus Bosnien und der Herzegowina.

Die Preise für Alt-Österreich haben in den vergangenen Jahren schon merkbar angezogen. Wenn etwa schon bei der Franz-Joseph-Ausgabe 1867 in feinem Druck Steigerungen bis zum Zehnfachen festzustellen sind, dann beweist dies das wachsende Interesse am alten Material angesichts der Überflutung der Sammler mit Raubausgaben der Gegenwart. Der neue Ferchenbauer dürfte dazu beitragen, das Interesse noch wesentlich zu steigern.

ÖSTERREICH 1850-1918. Spezialkatalog und Handbuch, von Dr. Ulrich Ferchenbauer. Selbstverlag, 623 Seiten, öS 499,—.

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