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Zuckerlrosa

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Bietet Vergangenheit auf dem Theater keinen Gegenwartsbezug, wirkt das Stück, das sie darstellt, antiquiert. Bei den Inszenierungen der fast 40 Jahre alten Komödie „Leocadia“ von Jean Anouilh im Theater in der Josefstadt 1950 und 1963 wurde das noch kaum gespürt, in der derzeitigen Aufführung unter der Regie von Boleslav Barlcg, dem ehemaligen Intendanten des Berliner Schillertheaters, ist der Abstand bereits sehr merkbar. Die Geschichte von der wunderlichen Herzogin, dem Prinzen, ihrem aus Liebe zu einer Verstorbenen schwermütigen Neffen, und der kleinen Modistin, die ihm als Double der nicht mehr Lebenden zugeführt wird, packt nicht mehr. Dieser als modrig gezeichneten und doch in ihrer Skurrilität farbig aufglühenden Adelswelt, dieser ins Abstruse verlagerten beinahe liebenswürdigen Satire fehlt Bestehendes als Gegebenheit. Überdies wirkt diese „piece rose“ allzu zuckerlrosa und gegen das Ende zu verplätschert. Vilma Degischer charakterisiert anfangs vorzüglich die überdrehte Herzogin, wird aber im Verlauf des Stücks immer mehr und mehr „die Degischer“. Eugen Stark gibt dem Neffen verhalten das melancholisch Introvertierte. Sylvia Mauas ist eine nette kleine Modistin, vermag aber kaum glaubhaft die innere Wandlung des Prinzen zu bewirken. Das Skurrile in den Bühnenbildern anzudeuten, gelingt Susanne Thaler, sie entwarf auch die trefflichen Kostüme.

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