Die SPO ist dabei, ihre soziale Glaubwürdigkeit zu verlieren, der ÖVP ist das liberale Element abhanden gekommen, beiden zusammen mangelt es an Grün-Kompetenz. Die Koalitionspartner schaffen mächtig Raum für Dritte. Inmitten einer Budgetkrise müssen sich die Führungskräfte der Regierungsparteien profilieren. Im Meinungschaos um Sanierungsmöglichkeiten jagt man vermeintlich den jeweils anderen, damit aber eigentlich sich selbst an den Rand des Abgrunds.
Wolfgang Schüssel scheint momentan besser dazustehen als Franz Vranitzky. Der VP-Chef versucht aus dem Chaos zu rudern. Nur - die Ruderquerschläge verursachen noch stärkere Wellen und bringen die ganze Mann/Frauschaft im Boot in Gefahr. Das Problem ist, daß Schüssel so muß, aber nicht so sollte. Bei den Sozialdemokraten wiederum wurde jahrelang das Steuern vernachlässigt, jetzt, da er sollte, fehlt Vranitzky die nötige Muskelkraft.
Übrigens: Im Boot sitzt nicht nur die Regierungsmannschaft, wir alle sitzen drin. Und mittlerweile geht's nicht mehr nur um Ein-bißchen-die-Wellen-umschiffen, mittlerweile geht's um den richtigen Kurs; daß kein rechter daraus wird, dafür sollten sich doch beide Ruderer am Riemen reißen! Schreit also in dieser (Not?)Situation nicht wild durcheinander, versucht euch nicht gegenseitig mit voreiligen Parolen fertigzumachen, verärgert vor allem nicht eure Freunde (dies diesmal an die Adresse Vranitzkys) - zeigt Führungsstärke, indem ihr einmal auf eure Passagiere hört! Hat nicht längst bei diesen ein anderer, der im Chaos nicht rudern muß, das Sprachrohr für die nächsten Kommandos angesetzt? Werdet wieder Mittler zwischen den Wünschen der Passagiere und den gewaltigen Elementen!
