6913678-1981_18_01.jpg
Digital In Arbeit

Zweierlei Frauen?

Werbung
Werbung
Werbung

Regelmäßig bekommt meine Frau zum 8. März eine Gratulation aus der Tschechoslowakei - ebenso regelmäßig vergesse ich dieses Datum. In ganz Osteuropa, zögernd nun auch in den Ländern des Westens, wird dann der Weltfrauentag'' begangen - mitten in der Passionszeit.

Mein Vergessen des 8. Man wird durch das meiner Frau wettgemacht, wenn im Mai, genau gesagt am zweiten Sonntag des Wonnemonats. bei uns der Muttertag gefeiert wird - mitten in der österlichen Freudenzeit. Sein Termin richtet sich, noch genauer, nach Kürze oder Länge der Epiphaniaszeit. Vor zwei Jahren war es der Sonntag ..Kantate“, im Vorjahr ..Roga'te“, diesmal ist es der Sonntag .Jubilate". Haben nur Mütter etwas zu singen, zu beten und zu jauchzen?

Der Trend der Zeit geht, glaubt man den Statistikern, in umgekehrte Richtung. Eheähnliche Verhältnisse auf Zeit vertragen sich nicht mit Kindersegen. Düstere

Prognosen tun ein übriges, um verantwortungsbewußten Paaren die Lust am Kind oder gar mehreren auszutreiben. Längst ist nicht mehr die Abtreibung das entscheidende Problem, sondern die Übertreibung: des Lebensgenusses, der Liberalität,'des Pessimismus.

Kaum einer aber kommt auf die Idee, den Tagseinereigenen Geburt und damit den Entschluß seiner Eltern, ihm das Leben zu schenken, zu verwerfen.

Daß wir am Muttertag zwar den Frauen, die für uns Mütter wurden, ein Kränzlein flechten, selbst aber der Vater- und Mutterschaft mit solcher Skepsis begegnen, zeugt von bedenklicher Schizophrenie.

Wahrscheinlich müssen wir erst das Jubeln, Singen und Beten dieser nachösterlichen Sonntage wieder können. Alle drei kommen aus der Dankbarkeit, sie wiederum stammt aus Vertrauen und Geborgenheit. Solche Mitgift schafft Werte, von denen Kinder ein Leben lang zehren können.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung