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Zweireichelehre

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Ulrich Duchrow hat in seiner 1968 approbierten Heidelberger Habilitationsschrift (gedruckt Stuttgart 1970) die Traditionsgeschichte der Zweireichelehre, einsetzend bei der spätjüdischen Apokalyptik bis hin zu Luther („Gottes Reich und Regi-mente im Widerstreit mit dem Reich des Bösen") erhellt.

Der Befund bei Luther ist kompliziert und seine systematische Ortung und Ordnung umstritten und hat das bekannte Diktum vom „Irrgarten der Zweireichelehre" provoziert; er ist vor allem belastet durch die weitere Wir-kungs- bzw. Rezeptionsgeschichte in den reformatorischen Kirchen.

Luther griff die eschatologisch-augustinische Tradition der zwei Herrschaftsverbände (civitates) ebenso auf wie die mittelalterliche Gewalten- und Ständelehre, veränderte sie aber: Umwandlung der kirchlichen Gewalt zu einem reinen Dienst im Reich Christi und der weltlichen Gewalt zum Friedensschutz gegen die Folgen des Bösen im zivilen Zusammenleben der Menschen.

Indes reduzierte Luther das weltliche Regiment keineswegs auf die soziale Zwangsgewalt; im Lichte der ratio christiana erwächst dem Menschen als coope-rator dei der Auftrag zur Weltverantwortung, und dem Predigtamt kommt ein Dienst am weltlichen Regiment zu („das politische Wort der Kirche").

Dies mit Nachdruck herausgearbeitet zu haben, muß als Verdienst des gelehrten Buches von Duchrow gewertet werden, das nunmehr in 2. Auflage vorliegt.

CHRISTENHEIT UND WELTVERANTWORTUNG. Traditionsgeschichte und systematische Struktur der Zweireichelehre. Von Ulrich Duchrow. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1983. 659 Seiten, Ln., öS 369.-.

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