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ZWISCHEN DEN ZEILEN

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Sich als Künstler versuchen, fürwahr ein fatales Unterfangen: sich der Versuchung aussetzen nicht etwa bloß, alles besser wissen, sondern viel mehr, alles besser können zu wollen.

Für Abrüstung: für die Ächtung der Hieb- und Stichworte.

Mit dem Don Quixote, welcher so selten gelesen wie häufig zitiert wird, assoziieren wir, geradezu unvermeidlicher Weise, den Kampf gegen Windmühlen. Und verdrängen damit jene Niederlage, wo eine Herde von Schweinen über den Ritter trampelt — was aber freilich das unausweichliche Schicksal jedes Ritters in räudiger Zeit ist (und deshalb wollen wir alles andere lieber als Ritter sein, alles andere: Schweine, gleich welcher Sorte).

Die Aufgeregtheit im Stil ist die übliche Folge von Lethargie im Denken und Frigidität im Fühlen des Autors. *

Worüber der Redende explodiert, das macht dem Schweigenden überhaupt nichts mehr aus: unterbrochen zu werden.

Die Tragödie ist die Vorführung dessen, daß keiner \schuld ist und alle schuldig sind.

Meine Mutter, knapp vierundzwanzig Stunden bevor sie, in ihrem neunundachtzigsten Jahre, entschlief, hat noch etwas gesagt, das ich nicht mehr verstand: ich kann ihre letzten Worte mir nicht zitieren. Allein, so hat sie mir, nunmehr überhaupt nicht mehr wissentlich oder gar willentlich, eine letzte Lehre erteilt: daß man unbedingt aussprechen muß, was gesagt sein will, auch wenn es ein hörend Ohr schon nicht mehr erreicht.

So zu schreiben versuche ich nun.

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