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ZWISCHEN DEN ZEILEN

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Den Schweigenden kann man nicht überhören noch kann man ihn widerlegen, man kann ihn bloß totschweigen — also das tun, wozu er die Schwätzer hat bringen wollen.

Kunst ist ein Stück Natur, in ein Stück einer andern Natur verwandelt.

*

Ob jemand, der - sagen wir — Himmelfreundpointner heißt, schon des Namens wegen ein komplizierterer Mensch ist als einer, der — sogen wir — Glaser heißt? Wird ein Meier, ein Müller, ein Schmied — wie auch immer geschrieben — zu anderweitiger Differenzierung getrieben; wenn ja, wo hin, bis in welche Exzesse? Wie kompensiert ein Gütl, ein Bayerl den Diminutiv? Kommt man eher von Freud als von — sagen wir — Haberfellner auf Lust und Unlust, kann ein Lustig Tragödien dichten? Wie lebt man sein ganzes Leben als Kind oder gar als Kindl? Läßt wirklich jeder angeborene Name mit eigenem Schicksal sich füllen, wie Hölderlin? Ist denn nicht doch der Geburtsname eigentlich unser Taufname? •

Der Autor erdichtet nicht seine Figuren, sondern sich selber; sich selber in jeder dieser Figuren neu. Also lebt er, sozusagen, vom Mund in die Hand. 0

Der Aphoristiker gibt zu dem, was er sagt, auch noch das, was er nicht sagt, dies letztere in der Form der Zeit und der Kraft, die dem Leser bleiben, über dem eben Gelesenen zu verweilen, anstatt in den Ubergängen und Uberleitungen von dem einen zum nächsten Gedanken sich zu verirren, womöglich vor Langeweile einzuschlafen.

Kunst ist die Fortsetzung des Lebens mit anderen Mitteln.

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