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Intellekt und Disziplin

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Mit einer kleinen Ausstellung gedachte die österreichische Gesellschaft für Architektur des 10. Todestages des Architekten Max Feilerer und veranstaltete ein Gespräch mit Clemens Holzmeister, Eugen Wörle, dem Bruder des Architekten, Doktor Josef Feilerer, und anderen, die aus dem Leben Fellerers berichten konnten. Gerade in diesem Gespräch entstand ein dichtes Bild der Persönlichkeit, wie es eine andere Veranstaltung nicht bieten kann. Als dominierende Eigenschaften Fellerers traten seine intellektuelle Strenge und Disziplin hervor. Besonders Holzmeister berichtete über das Element der Kritik in seiner und Fellerers gemeinsamer Arbeit: „Clemens, das darfst du nicht machen.“ Der Vergleich mit Josef Frank liegt nahe; doch Feilerer war verbindlicher, weniger aggressiv. Bezeichnenderweise suchte er wiederholt in seinem Leben den Gegenpol, den Reichtum des Einfalls, an dem sich seine Kontrolle bewähren konnte: 1913 bis 1926 schloß er sich Josef Hoffmann an, 1927 bis 1934 Clemens Holzmeister.

Und doch ging nach 1945 auch von Feilerer kein Impuls aus, der die österreichische Nachkriegsarchitektur auf festen Boden gestellt hätte. Zwar baute er (mit Eugen Wörle) das vorzügliche Strandbad Gänsehäufel; seiner Mitarbeit ist es zu danken, daß das Philipp-Haas-Haus der erträglichste der neuen Stephansplatzbauten ist. Aber etwa die Adaption des Parlamentssi'tzungssaales (ebenfalls mit Wörle) und sein Wettbewerbsprojekt nach dem Brand der Börse 1957, ein Hochhaus inmitten des Hansen-Baues bewiesen, daß es in einer geänderten geistigen und bauindustriellen Situation neuer Ansatzpunkte bedurft hätte. Die jungen Architekten mußten von neuem be-

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