Stichwort osterreich

Auch der zweite Band des Österreichlexikons beweist, wie notwendig das Unternehmen zur Ergänzung der konventionellen Lexika ist, die sich verständlicherweise, so ausführlich sie auch sind, nur am Rand mit den spezifisch österreichischen Sachverhalten beschäftigen können. Gegenstand des Lexikons sind nicht nur Im österreichischen Raum wurzelnde oder aus ihm stammende Persönlichkeiten, sondern auch instruktive Hinwelse auf die Institutionen, die Ortschaften, die Bundesländer (denen Großartikel gewidmet sind), Fachausdrücke, die In einem unmittelbaren Bezug zu Österreich stehen, sowie unterschiedliche Austriaüismen, die sachkundig erläutert werden. Den Abschluß bilden xehn Landkarten. Es würde dem Zweck einer Rezension widersprechen, diese auf der Kritik von Einzelheiten aufzubauen. Wenn der Referent auf einige Stichworte kritisch hinweist, so nicht, Um diese Kritik zu einer solchen des Werkes zu machen, sondern um Anregungen für eine Neuauflage zu bieten:

Der Artikel „Soziologie“ ist nicht nur reichlich primitiv, sondern sachlich falsch und bedürfte einer völligen Neutextierung.

Was über den Bund „Neuland“ gesagt wird, ist einseitig und trifft keineswegs auf das Wesen des Bundes zu.

Die Kritik der Bischofskonferenz an Anton Orel erfolgte nicht wegen seiner Kapitalismuskritik, sondern wegen der Art derselben.

Von der Österreichischen Gemeinschaft wird gesagt, sie sei ..jugend-beweglerlsch-sektenhaft“ gewesen. Nichts gegen sprachliche Neuschöpfungen, nur dürfen sie nicht den Charakter des Kindischen haben. Außerdem konnte (wie man da aus dem Text herauslesen kann) der im 19. Jahrhundert verstorbene Vogelsang Mitgründer der genannten Gemeinschaft gewesen sein.

Druck- und bildtedinlsch ist das Werk einwandfrei. Ein gleiches Urteil kann hinsichtlich der Textie-rung und der Gründlichkeit gefällt werden, wenn auch manche Zeitgenossen und große Österreicher vermißt werden. Derlei wird aber für jedes Lexikon festzustellen sein.