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Der Philosoph des Spielens

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Im Repertoire vorwinterlicher „Spiele-Feste" hat das Zitat des „homo ludens (Vom Ursprung der Kultur im Spiel)" seinen festen Platz. Aus der Darstellung des Spiels als Phänomen von Kunst und Kultur werden die Elemente „freiwillige Handlung innerhalb .festgesetzter Grenzen", „unbedingt bindende Regeln", „das Ziel in sich selber", „Gefühl der Spannung und der Freude", „Bewußtsein des ,Andersseins' als das gewöhnliche Leben" betont.

Mit dem „homo ludens" wurde der niederländische Historiker und Kulturphilosoph Johan Huizinga, der vor 125 Jahren, am 7. Dezember 1872, in Groningen geboren wurde, zum Klassiker der Philosophie des Spiels. Sind seine anderen großen Werke wie etwa „Erasmus" oder „Herbst des Mittelalters" nur mehr in engeren Fachkreisen bekannt, in einer breiteren Öffentlichkeit aber vergessen? Spöttische Landsleute und einige Kollegen aus der Historikerzunft meinten, daß seine brillanten, scharf pointierten Zeichnungen dauerhafter blieben.

Huizinga war Professor für Kulturgeschichte in Groningen und Leiden. Er war ein konsequenter Warner vor der Ideologie des Nationalsozialismus. Die kulturelle Entwicklung in der modernen westlichen Welt beobachtete er mit großem Pes simismus. Er starb am 1. Februar 1945 in De Steeg bei Arnheim.

Hat Huizinga „Im Schatten von morgen" eine Pro-phetie des drohenden Untergangs niedergeschrieben oder ist er nicht gerade hier ein Ratgeber von aktueller Re-deutung? Eine wesentliche Position europäischer Kulturphilosophie wird bezogen: Ein unterschiedsloser „Kulturbrei" wird abgelehnt, nationalistische Bestrebungen nach Kulturautarkie werden verdammt. Huizinga fordert die Einheit der Kultur in der Gemeinschaft der Kulturen durch Besinnung auf den sittlichen Kern der Kultur.

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