Gefahren von Rechts

Zu einem Zeitpunkt, als eine deutsche Partei, die eindeutig als Nachfolgeorganisation der NSDAP gekennzeichnet ist, in die deutschen Länderparlamente einzieht, ist es wieder salonfähig geworden, vor der rechtsradikalen Gefahr zu warnen. Wer die Meinung vertritt, der Nationalsozialismus könne doch nicht mit einem Schlag 1945 von der Bildfläche verschwunden sein, man müsse sich hüten, gewisse Warnsignale zu bagatellisieren, gilt plötzlich nicht mehr als Gespensterseher Oder als Linksexzentriker. Auch die offizielle Bundesrepublik hat erkannt, daß der deutschen Demokratie nicht nur in Walter Ulbricht ein Feind gegenübersteht. Unabhängig davon ist es jedenfalls grundsätzlich überaus verdienstvoll, daß es Kurt Hirsch unternommen hat, möglichst nüchtern und möglichst dokumentarisch Deutschlands Paläo- und Neonazis auf die Spur zu kommen.,

Die vorliegende Bestandsaufnahme über den deutschen Rechtsradikalismus enthält den Nachweis über die leider nur zu zahlreichen geistigen Fluchtlinien, die direkt von Hitlers Barbarei ins heutige Deutschland führen. Daß hier der NPD ein besonders umfangreiches Kapitel gewidmet werden mußte, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber auch in den Reihen der FPD werden Zusammenhänge aufgezeigt, die in der Partei eines Heuß und eines Dehler nicht existieren sollten. Es ist zu bedauern, daß manche Dokumentationen nicht umfangreicher gestaltet werden konnten; das gilt vor allem für den Anhang „Wer ist wer?“ (S. 180 ff.). Zu bedauern ist jedoch im besonderen, daß Hirsch manchmal polemische Seitenhiebe auf demokratische Parteien (konkret: auf die CDU) auch dann austeilt, wenn solche Hiebe vom Anliegen des Buches her, nämlich den deutschen Rechtsradikalismus zu entlarven, nicht gerechtfertigt sind. So hat etwa die Polemik gegen Ludwig Erhard auf Seite 151 in einem Buch, das primär Dokumentation sein will, keinen Platz. Solche unangebrachte Vermengungen können letztlich nur denen zugute kommen, vor deren Wiedererstarken gewarnt werden soll.